Sonntag, 3. Januar 2016

Geisterstunde [Teil 12] Kapitel 11


Hallo ihr Lieben!
Herzlich willkommen im neuen Jahr! Auch wenn ich noch einige Kapitel von GEISTERSTUNDE für euch habe, weiß ich schon, was als Nächstes kommt und bin schon richtig aufgeregt, es mit euch zu teilen :)
Ich hoffe, ihr seid gut rübergekommen und bleibt mir auch in diesem Jahr erhalten. Es ist ja einiges geplant, wie ihr auch in meinen ZIELEN FÜRS NEUE JAHR nachlesen könnt. Langweilig wird es nicht, aber jetzt zurück zum neuen Kapitel, das ihr auch hier finden könnt...


Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Amalia Altenberg mit ihrer Mutter in deren Geburtsort Würzburg. Im Haus ihrer Großmutter scheint es lange gehütete Geheimnisse zu geben. Flüsternde Stimmen halten Am nachts wach und verfolgen sie sogar in ihren Träumen. Als sie bei einer Übernachtungsparty mit ihren neuen Freundinnen die verschlossene Tür im Hausgang öffnet, stößt sie auf eine völlig andere Welt. Bei einer harmlosen Partie mit dem Hexenbrett rufen die vier Freundinnen versehentlich einen rachsüchtigen Geist, der offenbar noch eine Rechnung mit der Familie Altenberg zu begleichen hat. Kann Amalia mit ihrem begrenzten Wissen über Magie den Geist vertreiben? Und welche Geheimnisse hütet ihre Großmutter noch?




Gegen Abend waren Eleonora und Amalia wegen des bevorstehenden Ereignisses völlig aus dem Häuschen. Am hatte sich entschieden und ihre Großmutter musste notgedrungen zustimmen. Sie hätte ihre Enkelin sowieso nicht von deren Vorhaben abbringen können.
Nun fehlte ihnen laut der Beschreibungen im Buch noch jemand von dem Blut der Altenbergs. Marcella schien die Einzige zu sein, die sich dafür eignete, da sonst keiner ihrer Geschwister anwesend war. Eleonora kam für diesen Part nicht in Frage, da sie lediglich angeheiratet und somit nicht blutsverwandt mit den Altenbergs war.
Ungeduldig schritten die Beiden im Flur auf und ab, während sie darauf warteten, dass Marcella endlich von der Arbeit zurückkehrte. Im Arbeitszimmer unten im Keller war schon alles vorbereitet. Es hat den gesamten Salzvorrat der Familie gebraucht, um ein brauchbares Pentagramm auf den staubbedeckten Boden zu zeichnen. Aber was tat man nicht alles gegen einen bösartigen Geist?

Draußen wurde es allmählich dunkler und Am fragte sich, wie lange ihre Mutter wohl noch brauchen würde, als man vom Wald her das dumpfe Summen eines Motors hörte.
Wenige Minuten später fuhr Marcella auch schon die Einfahrt hinauf und hielt direkt vor dem Haus. Sie sah geschafft aus, wie sie aus dem Wagen kletterte. Ihr Dutt war nur noch eine Ansammlung wirrer Haarsträhnen, die zu allen Seiten abstanden.
Es schien eine große Zumutung zu sein, sie auch noch mit der Wahrheit über ihre Familie zu belasten. Ob sie überhaupt verstehen würde, was für Kräfte in ihr geschlummert haben, als sie noch jung war? Am war sich da nicht so sicher, doch musste Marcella dabei sein. Ansonsten würde der Zauber nicht funktionieren.
Kaum hatte sie die Tür geöffnet, waren sowohl Eleonora als auch Amalia mit einem einzigen Satz bei ihr. Erschrocken wich die Unwissende zurück und starrte die Beiden verwundert an.
   „Marcella, Schätzchen, du musst etwas ganz Wichtiges für uns tun. Stell keine Fragen und komm einfach mit uns mit, verstanden? Dir wird auch nichts geschehen, stimmt's Amalia?“ Die Stimme ihrer Großmutter war viel zu schrill vor lauter Aufregung. Am nickte und packte ihre Mutter am Arm. Gemeinsam mit Eleonora zog sie sie vorwärts zur Kellertür.
   „Was genau habt ihr denn vor? Ihr wollt doch nicht wirklich da runter, oder? Mutter, hast du es uns nicht immer verboten, die Tür zu öffnen? Was ist hier los?“ Vergeblich versuchte sich Marcella gegen den Griff ihrer Tochter zu wehren. Eleonora kam ihrer Enkelin zur Hilfe, sodass der Befreiungsversuch scheiterte. So sehr sie sich auch bemühte, Marcella kam nicht frei.
   „Mach' dir keine Sorgen, meine Liebe. Dir wird nichts passieren. Es ist nur so, dass die Familie deines Vaters über, sagen wir mal, übernatürliche Kräfte verfügt und alle Nachkommen diese in gewisser Weise erben.“ Eleonora gab sich wirklich alle Mühe, ihrer Tochter die Familiengeschichte so schonend wie möglich beizubringen, doch schien das nicht wirklich zu funktionieren. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Marcella erst ihre Mutter, dann Amalia an und schüttelte aufgebracht den Kopf.
   „Das ist doch nicht euer Ernst, oder? Ihr wisst doch, dass ich diesen Quatsch nicht glaube. Du hast schon mal gesagt, dass Ezra zu viel des Guten und ich zu wenig abbekommen habe, Mutter. Warum erzählst du mir dann so einen Stuss?“ Ihre Stimme hallte laut vom Kellergewölbe wider, als die Drei auf umständliche Art und Weise die Treppen zu bewältigen versuchten.
Mit ihrer freien Hand tätschelte Am die ihrer Mutter. Sie hatte sie zu einer Faust geballt. Nur zu gut konnte die Schülerin verstehen, wie es Marcella ging. Bis vor ein paar Stunden hatte sie es selbst nicht glauben können.
Dank Eleonoras Geständnis waren die Heimsuchung, die Rabenfedern und das Kellerzimmer doch nicht mehr so verrückt.
   „Marcella, bitte. Es ist echt wichtig, dass du uns jetzt hilfst, okay? Als die Mädels da waren, haben wir eine Dummheit gemacht. Wir haben Geister beschworen und jetzt werden wir irgendwie heimgesucht. Das ist unsere einzige Chance, verstehst du?“ Amalia legte all ihre Überzeugungskraft in ihre Stimme, doch ihre Mutter schien es nicht recht zu begreifen. Verwirrt nickte sie, schüttelte den Kopf und nickte abermals. Ein solches Verhalten hatte Am noch nie bei ihr gesehen. Sie musste unter Schock stehen.
   „Okay, es ist ganz einfach. Du stellst dich an die Spitze des Pentagramms und hältst mir das Buch hin. Ich stehe in der Mitte und lese den Spruch vor. Das war's dann auch schon. Was sagst du dazu?“ Aus Angst, die Antwort könnte negativ ausfallen, krallte sich Amalia regelrecht in den Arm ihrer Mutter.
Sie erreichten die letzte Stufe und das Licht sprang an. Es war nicht so stark wie die ersten beiden Male. Alles lag im Halbdunkeln nur die Pentagramm-Markierung auf dem Boden leuchtete schwach. Warum auch immer. Bei den Vorbereitungen für das Ritual hatte Eleonora sie entdeckt, als sie Platz schaffen wollte. Das Salz verdeckte den gespenstischen Schein kaum. Dieser Anblick schien Marcella wohl zu viel zu sein.
Ein langer Seufzer entwich ihr, als sie das verstaubte Arbeitszimmer sah. Ein weiterer, als sich ihr Blick auf die sternförmige Markierung richtete.
   „Liebes, komm, du musst dich dahin stellen. Amalia, geh doch schon mal in die Mitte des Pentagramms. Alles wird gut.“ Der letzte Satz schien zwar eigentlich für Marcella bestimmt zu sein, doch erweckte er in Am neuen Mut.
Bevor sie zwischen die Salzlinien trat, atmete sie nochmal tief durch. Das Ritual konnte beginnen.
Für sie zumindest. Ihre Mutter schien noch weit davon entfernt zu sein. Mehrere Minuten lang musste Eleonora ihr gut zureden, ehe sie endlich das Buch ergriff und an die Spitze des Sterns trat. Amalia war in diesem Moment mindestens genauso nervös wie die beiden anderen Frauen aus ihrer Familie zusammen.
Dieses Ritual würde Konsequenzen haben. Am wusste nicht, ob und inwiefern sie gegen magische Verbrechen kämpfen musste. Im Gegensatz zum bereits verstorbenen Rest ihrer Familie hatte sie nämlich niemanden, der ihr all das beibrachte, was sie wissen musste.
Dennoch wollte sie es tun und nickte ihrer Mutter aufmunternd zu, wobei sie selbst jedoch alles andere als bereit für diesen Schritt war. Aber es war nun mal notwendig.

Marcella hob ihre Hände und streckte sie so weit wie möglich aus, damit Amalia die Worte lesen konnte, die mit schwarzer Tinte auf die aufgeschlagene Seite geschrieben worden waren.
   „Nekratsre Eseob sad negeg Fpmak mi hcim tssal dun hcim hcrud tesseilf, Eigam ud mmok, Etfeark rhi tmmok.“ Ams Stimme klang fester als sie es eigentlich erwartet hatte. Sie gab sich alle Mühe, die seltsamen Laute richtig auszusprechen, doch dauerte es lange, bis sie den ersten Satz geschafft hatte.
Und dennoch schienen die Worte etwas zu bewirken. Die schwarzen Kerzen, die Eleonora an die Spitzen des Pentagramms gestellt hatte, begannen urplötzlich zu brennen. Erschrocken blickten sich die drei um.
Ams Großmutter fing sich als Erste wieder und nickte den beiden anderen mit künstlichem Lächeln zu. Es muss schwer für sie sein, ihre Enkelin zaubern zu sehen, wo doch ihr Ehemann vermutlich wegen Magie gestorben war. Das war zumindest Ams Theorie, was den mysteriösen Tod ihres Großvaters anging. Amalia brauchte ein paar Anläufe, ehe sie sich wieder auf die Zauberformel konzentrieren konnte.
   „Netertuzna Gnummitseb eniem, tiereb dnu gidneum nib hci.“
Die Kerzenflammen stoben in die Höhe und züngelten wie feurige Schlangen. Ams Herz schlug ihr bis zum Hals, doch war sie schon zu weit gekommen, um aufzuhören.
Es stimmte tatsächlich, was in dem Buch stand. Ihr Großvater war tatsächlich magiebegabt gewesen. Und Ezra hatte mit seinen Theorien, die jeder andere Mensch für Wahnsinn erachten würde, Recht!
   „Sgrebnetla red Etfeark eid nesseilf Nreda neniem ni.“ Ohne es zu wollen, wurde Am immer lauter und lauter. Ihre Stimme hallte wider die Wände, brach sich tausendfach und ließ den Boden vibrieren.
Marcella stand vor ihr und hielt das Buch fest umklammert. Sie schien unter Schock zu stehen, genauso wie Eleonora. Sie saß wie ein kleines Kind bei einem Gewitter unter dem Schreibtisch. Amalia war das alles egal. Sie musste nur noch diesen einen Satz schaffen.
   „Sgrebnetla red Tulb sad tsseilf Nreda neniem ni.“ Die letzten Worte schrie sie mit aller Kraft heraus und spürte, wie etwas ungemein Mächtiges von ihr Besitz ergriff. Es floss durch ihre Adern, infizierte jede einzelne Zelle und brannte sich in ihr Gehirn. Die Mächte der Altenbergs waren in sie eingedrungen und ließen sie nicht mehr los. Gleißendes Licht umhülle sie, sodass sie die Augen schließen musste, um nicht geblendet zu werden. Es war vollbracht …




Das erste bisschen echte Magie! Ich hoffe, es hat euch gefallen, und freue mich über eure Meinung zu GEISTERSTUNDE :)


Bis zum nächsten Mal!
Eure Kate


   



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