Sonntag, 20. März 2016

Geisterstunde [Teil 23] Kapitel 22


Hallo ihr Lieben!
Heute bin ich kein Fan großer Worte, also genießt das vorletzte Kapitel der Geschichte rund um Amalia, ihre Freundinnen und das Geheimnis, das sie in Würzburg entdecken.

Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Amalia Altenberg mit ihrer Mutter in deren Geburtsort Würzburg. Im Haus ihrer Großmutter scheint es lange gehütete Geheimnisse zu geben. Flüsternde Stimmen halten Am nachts wach und verfolgen sie sogar in ihren Träumen. Als sie bei einer Übernachtungsparty mit ihren neuen Freundinnen die verschlossene Tür im Hausgang öffnet, stößt sie auf eine völlig andere Welt. Bei einer harmlosen Partie mit dem Hexenbrett rufen die vier Freundinnen versehentlich einen rachsüchtigen Geist, der offenbar noch eine Rechnung mit der Familie Altenberg zu begleichen hat. Kann Amalia mit ihrem begrenzten Wissen über Magie den Geist vertreiben? Und welche Geheimnisse hütet ihre Großmutter noch?





Mit einem gewaltigen Satz hechtete Am auf ihre Freundin zu. Der Geist folgte ihr von der einen Sekunde auf die nächste. Er schnitt ihr den Weg ab, sodass sie nicht erreichen konnte, was sie für den Zauber benötigte. Zwar war sie noch nicht in der Lage, ihn sofort zu zerstören, konnte ihn jedoch bannen.
   „Bianca, schnell! Mach die Flasche auf!“ Energisch deutete Am auf das halbvolle Plastikgefäß. Es musste Frau Berger gehören. Erschrocken starrte ihre Freundin sie an, tat aber das, um was sie gebeten worden war.
   „Das wird dir nichts nützen, Hexe! Wasser macht mir rein gar nichts aus. Ich bin tot! Was soll dir das bringen?“ Höhnisch lachte der Geist die beiden Mädchen aus.
Erneut grollte Donner und der Himmel über Würzburg verdunkelte sich zusehends. Ein wenig zu dramatisch für Ams Geschmack. Da waren manche Horrorfilme um Längen besser.
Trotzdem brachte es ihrem Widersacher einen entscheidenden Vorteil. Der Lärm des aufziehenden Gewitters störte die Konzentration der Hexe. Diese brauchte sie dringend, um sich an den richtigen Spruch aus Geister beschwören und vertreiben zu erinnern.
Ein paar Mal atmete sie tief durch und richtete dann ihre Hand auf die Nebelgestalt. Zwei große Schritte um den Geist und sie stand direkt neben Biancas Nachttisch. Bevor ihr Gegner zu einem Gegenangriff übergehen konnte, packte sie Flasche und Deckel. Es kostete sie einiges an Kraft, die wüsten Beschimpfungen und das Donnergrollen auszublenden. Als dann auch noch Biancas Schreie hinzukamen, schien es beinahe zu viel für Am zu sein. Dennoch zwang sie sich, nicht aufzugeben. Es sollten schließlich nicht noch mehr Menschen zu Schaden kommen.

Die Zeit lief ihr davon. Durch Biancas Schreie waren sicher schon Ärzte oder Schwestern alarmiert worden und es war nur noch eine Frage von Minuten, ehe jemand herein geeilt kam. Dieses Risiko wollte Amalia nicht eingehen.
Ihr Blick richtete sie auf den Geist, der sich langsam der wimmernden Bianca näherte. Wut und Hass glänzten gleichsam in Ams Blick. Sie vermischten sich mit Entschlossenheit und Mut, den sie die letzten Tage sehr vermisst hatte.
   „Geist, du bist gekommen, in mein Haus hinein. Kannst mir nicht entkommen, sperr' dich auf Ewig ein!“ Flüssig gingen ihr die Worte über die Lippen, als hätte sie nie etwas anderes gesagt.
Ihre Stimme füllte das ganze Zimmer aus, hallte von den Wänden wider und nahm einen drohenden Tonfall an. Sie klang so gar nicht nach der berliner Schülerin, die sie vor einigen Woche noch gewesen war.
Die Magie wich aus ihren ausgestreckten Händen, in denen sie noch immer Flasche und Deckel hielt. Sie hüllte den Geist ein und lösten ihn in feine Nebelschwaden auf. Schnell streckte die Hexe ihm die Flasche entgegen und wie von Geisterhand wurden die Schwaden hineingezogen.
Das Wasser in dem Behälter wurde in Ams Händen zu Eis. Beinahe hätte sie ihn fallen, wenn sie nicht gewusst hätte, dass sich der Geist darin befand. Um zu verhindern, dass er floh, schraubte sie den Deckel zu, so fest sie konnte. Keinen Moment später platzten auch schon Ärzte, Schwestern, Eleonora und eine völlig erschrockene Frau Berger herein. Bianca hatte sich inzwischen beruhigt oder war in einen Schockzustand verfallen. Sie rührte sich keinen Zentimeter mehr.

Schnell ließ Am die Flasche mit dem eingesperrten Geist zusammen mit dem restlichen Inhalt in der Handtasche verschwinden und reichte diese ihrer Besitzerin, als die Ärzte um sie herum huschten. Sie alle waren völlig überrascht von der schnellen Genesung. Offenbar hatte es nicht gut, um Bianca gestanden.
   „Sofort alle raus! Wir müssen sie erst untersuchen. Sie scheint unter Schock zu stehen.“ Einer der Männer mit weißem Kittel scheuchte die drei Frauen aus dem überfüllten Krankenzimmer. Amalia war das nur recht. Sie konnte eine kurze Verschnaufpause gebrauchen, nachdem das alles so schnell hintereinander passiert war.
Beim Hinausgehen drückte Eleonora ihr eine Dose Cola in die Hand. Dankbar berührte Am sie am Arm, ehe sie auf den Stühlen im Gang platz nahmen. Frau Berger starrte Am an, als wäre diese ein Geist oder etwas anderes Sonderbares.
   „Sie ist gerade aufgewacht. Ich bin so erschrocken, dass ich geschrien habe und dann sind auch schon Sie und die Ärzte gekommen“, versuchte sie der komplett verwirrten Mutter zu erklären. Diese nickte lediglich und schien sowieso mit den Gedanken bei ihrer Tochter zu sein.
Es dauerte eine Weile, ehe die Ärzte in kleinen Gruppen wieder aus Biancas Zimmer kamen. Sie alle schienen überrascht zu sein. Aber sie waren ja auch überrascht gewesen, als man das Mädchen eingeliefert hatte.

   „Ihrer Tochter geht es soweit ganz gut, Frau Berger. Ein leichter Schock mehr nicht. Zur Sicherheit werden wir sie aber noch eine Nacht hierbehalten.“ Derselbe Arzt, der sie vorhin rausgeschmissen hatte, überbrachte ihnen nun die guten Nachrichten.
Bianca ging es gut und der Geist war zumindest vorerst gebannt. Was gab es da noch zu wollen?
   „Amalia, richtig? Ihre Freundin möchte Sie sehen. Allein.“ Der Mann in dem Kittel lächelte sie an und deutete in Richtung der Tür.
Eines hatte Am nicht recht bedacht. Bianca hatte alles mitangesehen. Sie wusste nun, dass ihre neue Mitschülerin und Freundin über geheimnisvolle Kräfte verfügte.
Steif aus Furcht vor Biancas Reaktion erhob sich Am und taumelte auf die Tür zu. Die Zauber hatten sie doch mehr geschafft, als sie gedacht hatte. Glücklicherweise bemerkte es keiner der Ärzte. Nicht auszudenken, was bei einer Untersuchung hätte herauskommen können. Mit einem tiefen Seufzer schloss Am die Tür und drehte sich dann zu ihrer Freundin um.
   „War das gerade echt? Der Geist und die Flasche? Amalia, ich verstehe das nicht ganz…“ Kopfschüttelnd betrachtete Bianca sie.
   „Ja, ich denke schon. Ich verstehe das ja auch nicht ganz. Es ist nunmal so. Bist du okay?“ Bianca nickte, doch schien sie die jüngsten Ereignisse, vor allem die magischen, ziemlich zu beschäftigen.
   „Okay, ich muss dann mal los. In Eleonoras Handtasche spukt immer noch ein wütender Geist. Wenn irgendetwas ist, ruf mich an.“ Es klang merkwürdig so mit jemandem zu sprechen, der sich vorher wohl kaum Gedanken über solche paranormalen Phänomene gemacht hatte. Trotzdem schien es die beste Ausrede, um diesem üblen Gesprächsthema auszuweichen.
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Am um und wollte gerade die Tür öffnen. Bianca hielt sie jedoch zurück.
   „Irgendwann müssen wir darüber reden, oder? Ich brauche Zeit, um das alles zu verstehen, Am.“ Sie klang verzweifelt.
   „Ich weiß. Lass dir Zeit und ruh' dich aus.“ Damit öffnete die junge Hexe die Tür und trat hinaus auf den Gang. Sie wollte nur noch eines: So schnell wie möglich in ihr bequemes Bett. Alles andere zählte nicht mehr. Der Geist konnte schließlich nicht entkommen.


Die Geschichte findet ihr auch auf...


Bis zum nächsten Mal!
Eure Kate

  




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