Mittwoch, 18. November 2015

Wie man ein Buch plant


Hallo ihr Lieben!
Nachdem ich im Moment selbst knietief im Planungsprozess stecke, dachte ich mir, ich könnte euch meine Methoden vorstellen. Natürlich klappt das nicht für jeden Schreiberling unter euch, aber vielleicht bietet euch das ja eine kleine Anregung, wie ihr das in Zukunft angehen könntet. (Ich fürchte, das wird ein längerer Post und für nicht-schreibende etwas langweilig. Sorry!)



Vorarbeit: Ideen sammeln und ordnen
Wenn ich mit einem neuen Buch beginne, hatte ich meistens schon Monate davor erste Ideen und meistens schon eine solide Grundlage, was den Plot angeht.
Ich rate allen Schreibenden, alle Ideen, mögen sie auch noch so dämlich sein, aufzuschreiben. Jedes Mal, wenn mir etwas neues einfällt, bin ich so begeistert davon, dass ich mein altes Projekt am liebsten aufgeben und gleich mit dem neuen weitermachen will. Aus Erfahrung weiß ich allerdings, dass mich das nicht weit bringen wird, schließlich fehlt mir bei dem neuen Projekt ja noch alles. Also schreibe ich alles, was mir dazu einfällt auf, um den Kopf wieder freizubekommen.
Wenn ich meine alten Projekte dann abgeschlossen habe, wende ich mich all diesen losen und unstrukturierten Ideen zu, schaue mir an, was ich streichen sollte, weil es einfach Schwachsinnig ist, schreibe neue Einfälle dazu und überlege, was ich aus diesem stichpunktartigem Kauderwelsch machen kann.
Meistens läuft das dann so ab, dass ich für alle Charaktere eine eigene Storyline schreibe. Ich liste praktisch alles, was diesen Leuten passiert, nacheinander auf. Dabei ist es ganz egal, ob sich das in verschiedenen Storylines wiederholt oder nicht. Und wenn das geschafft ist, nehme ich mir einen Augenblick Zeit, atme tief durch und wende mich dann dem nächsten Schritt zu.

Grober Kapitelplan
Bei diesem Schritt teile ich die verschiedenen Handlungspunkte aus den Storylines auf einzelne Kapitel auf. Dabei achte ich darauf, die Perspektiven schön durchmische und immer mal wieder einen Schnitt reinbringe, um die ganze Sache spannender zu gestalten.
Bei mir sieht der Kapitelplan wie eine Tabelle aus. In ihr halte ich alles über den Inhalt, den Ort, die Tageszeit und den Zeitpunkt in der Geschichte fest.
Was den Inhalt angeht, gehe ich noch nicht zu sehr ins Detail. Ich wiederhole praktisch das, was ich schon in den Storylines geschrieben habe, nur diesmal als Fließtext. Teilweise füge ich noch Ideen hinzu, die mir beim aufschreiben kommen, aber normalerweise hebe ich mir das für den Feinschliff auf.
Tageszeit und die Orte helfen mir, das Geschehen besser beschreiben zu können, wenn es dann mit dem Schreiben losgeht. Außerdem habe ich so einen Überblick darüber, was während des Tages meiner Protagonisten passiert und vermeide von Anfang an, irgendwelche Logikfehler.
Der Tag in der Geschichte ist auch ziemlich wichtig. Wenn ich zum Beispiel sagen will, wie lange eine Person schon an einem Ort ist, muss ich mir einfach nur die Differenz der Tage anschauen und weiß so Bescheid. Ansonsten müsste ich mühsam alle Details in der Geschichte durchgehen, um zu sehen, wie lange es her ist. Das habe ich früher gemacht und auf Dauer ist es mir viel zu anstrengen und zeitaufwändig geworden.

Feinschliff
Nachdem ich den Kapitelplan fertig habe, erstelle ich für jedes Kapitel einen eigenen Abschnitt (Ich nutze OneNote zum Schreiben). Ich kopiere die betreffende Zeile meiner Tabelle und füge sie in das jeweilige Dokument ein, damit ich nicht immer hin und her switchen muss.
Tja, und jetzt kommen die Details. Ich lasse mir Zeit mit diesen Verläufen, um möglichst alle Bereiche einer guten Geschichte abzudecken. Ich brauche einen Konflikt, etwas das die Handlung weiterbringt, eine wenig Drama vielleicht, glaubwürdige Gefühle meines Protagonisten, etwas das die Leser berührt und möglichst einen guten Cliffhanger am Ende. Ein bisschen Witz darf natürlich auch mal rein oder etwas ganz, ganz schreckliches.
Bei diesem Schritt fallen mir meistens schon die ersten Dialoge ein oder Beschreibungen bestimmter Orte. Ich füge einfach alles, was mir in den Sinn kommt hinzu, sodass ich beim Schreiben auf diese Informationen zurückgreifen kann. Ich finde, das schlimmste, das einem während des Schreibprozesses passieren kann, ist, mitten drin nicht zu wissen, wie es weitergeht. Je detaillierter meine Verläufe sind, umso besser.

Dialogplan
Beim letzten Schritt habe ich ja erwähnt, dass ich erste Dialogfetzen aufschreibe, sobald sie mir in den Sinn kommen. Früher habe ich Dialoge nie wirklich geplant, doch gerade bei meinem letzten Buch ist mir aufgefallen, wie wichtig und hilfreich das sein kann. Es muss nichts super ausformuliertes sein, ein paar Stichpunkte reichen oft schon. Manchmal führt das Gespräch einfach in die falsche Richtung oder ins Nirgendwo, wenn man keinen Plan hat, was die Charaktere eigentlich sagen sollen. Im echten Leben, reden wir oft um den heißen Brei herum oder verlaufen uns ins Leere, aber in einem Buch darf uns das nicht passieren, sonst wird der Leser am Ende noch sauer wegen all des sinnlosen Gelabers, das er soeben gelesen hat. Ein guter Dialog muss zielstrebig auf das Ergebnis hinführen, ohne zu übereilt oder gestellt zu wirken. Das ist nicht immer leicht, aber mit einem Dialogplan hat man einfach eine bessere Übersicht und verliert sich nicht in Nichtigkeiten.
Es reicht vollkommen aus, zu schreiben: XY schreit Z an und nennt ihn einen Lügner. Z ist davon nicht begeistert und versucht sich zu verteidigen. Vergeblich. XY bleibt bei seiner Meinung und macht alle Argumente (hier Argumente einfügen) von Z zunichte.
Das ist jetzt kein gutes Beispiel, aber so ungefähr sehen die Dialogpläne bei meinen Verläufen aus.

Beschreibungen
Hatte ich ja schon bei Feinschliff angesprochen, wollte es aber noch ein bisschen vertiefen. Bei Beschreibungen ist es wie bei den Dialogen sehr nützlich schon vorher zu wissen, wie der Ort oder die Person aussieht. Vor allem dann, wenn man diesen Ort vorher noch nie erwähnt hat. Bei den Personen hat man als Autor ja eigentlich einen Steckbrief, auf dem die wichtigsten Punkte zum Aussehen stehen. Das heißt aber nicht, dass man sich das alles merken kann und außerdem läuft die betreffende Person nicht die ganze Zeit in ein und derselben Kleidung herum. Sie verändern sich, je nach Situation, Tages- oder Nachtzeit. Deswegen ist es für mich immer wichtig, zu wissen, was meine Charaktere tragen. Erwähnen werde ich es vermutlich kaum, aber sollte ich es doch tun, dann ist es natürlich besser, schon eine Ahnung davon zu haben, als es aus dem Nichts herzuholen. Indem ich mir schon sehr viele Gedanken zum Setting und allem drum und dran mache, während ich den Kapitelverlauf schreibe, spare ich später beim Schreiben unheimlich viel Zeit. Deswegen bin ich kein Fan vom einfach Draufloschreiben.

Halten wir also fest: Eine gute Planung mit möglichst vielen Details spart beim Schreiben Zeit.

Dran halten oder nicht?
Den Verlauf schreibt man ja eigentlich, um sich beim Schreibe daran zu orientieren, manchmal kann es aber passieren, dass sich die Charaktere verselbstständigen oder ein Kapitel mir während des Schreibens langweilig vorkommt, weil einfach nichts passiert. Was tut man dann?
Ein Plan ist schön und gut, aber manchmal muss man, dem Buch zuliebe, einfach ein wenig improvisieren. Es ist schon öfter mal vorgekommen, dass ich mindestens ein oder zwei Kapitel überhaupt nicht schreibe, weil ich den Stoff schon in anderen verbraucht habe und somit das ganze etwas abkürze. Es bringt ja nichts, die Handlung unnötig in die Länge zu ziehen. Das macht mir als Autorin keinen Spaß und meinen Lesern später sicher auch nicht.
Der Verlauf ist in erster Linie dafür da, dass ich die Übersicht nicht verliere, aber wenn ich dann mal eine Zeit lang in der Geschichte drin bin, habe ich die Handlung so sehr verinnerlicht, dass es nicht schlimm ist, wenn ich hier und da von meinem Plan abweiche. Am Ende ist es sogar noch besser, weil ich mir und den zukünftigen Lesern einiges an Langeweile sparen kann. Mal ehrlich, wer will schon fünf Seiten über Beerdigungstraditionen in einem fiktiven Land lesen, wenn man auf Drachenreiten und sich in den Schatten der Welten verlieren könnte?

Nützliche Tipps, die nirgendwo reinpassen:
  • Wenn ich mit einem ganz neuen Projekt anfange, schreibe ich immer erst eine Zusammenfassung in Form eines Satzes. Je kürzer desto besser. Jedes Mal, wenn ich dann bei den feineren Planungen nicht weiterkomme, greife ich auf den Satz zurück und überlege, was die Handlung so schnell und logisch wie möglich weiterbringen kann.
  • Sollte ich mal absolut keinen Plan habe, wie ich weitermachen soll in meinem Plot, mache ich eine kreative Pause. Entweder lese ich ein gutes Buch oder ich male ein bisschen. Das ist praktisch die ART-DAY-METHODE  ohne richtig zu Schreiben.
  • Wenn das nicht hilft, setzte ich mich hin, am besten irgendwo wo es ruhig ist, und stelle mir die Szene vor, die ich zuletzt geplant habe. Ich überlege mir verschiedene Szenarien, wie es weitergehen könnte, bis ich etwas Gutes gefunden habe. Meistens ist das dann ein Mischmasch aus verschiedenen Ideen.
  • Und wenn das auch nicht hilft, schnappe ich mir einen Stift und viel Papier, um alles aufzuschreiben, das mir zur betreffenden Szene in den Kopf kommt. Irgendwann macht es klick und das kleine imaginäre Lämpchen über meinem Kopf geht an.
  • Für meine Planung nehme ich mir sehr, sehr, sehr viel Zeit. Mehr Zeit als beim aktiven Schreiben später. Es gibt einfach so viele Dinge zu beachten, dass es nicht immer leicht ist, alles zusammenzuhalten. Wenn es mal überhaupt nicht weitergeht, mache ich eine Pause und denke bewusst nicht an das Buch. Irgendwann kehren meine Gedanken automatisch dorthin zurück und mir fällt wieder was Gutes ein. Man darf bloß nichts erzwingen.

So ihr Lieben, ich hoffe, ich konnte euch damit einen kleinen Einblick in meine Planungsvorgehensweisen geben und mit eurer eigenen weiterhelfen. Für Fragen stehe ich euch natürlich gerne zur Verfügung :)

Bis zum nächsten Mal!
Eure Kate





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