Sonntag, 15. November 2015

Geisterstunde [Teil 05] Kapitel 4


Hallo ihr Lieben!
Die Hälfte vom November haben wir schon geschafft. Kann der Tag nicht 48 Stunden haben, damit ich mehr schreiben, bloggen und lesen kann? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mit allem ziemlich hinterherhinke... Wie geht's euch denn im Moment? 
Vielleicht hilft uns ja ein neues Kapitel von GEISTERSTUNDE, um uns etwas abzuregen und zur Ruhe zu kommen. Finden könnt ihr das übrigens auch auf...





Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Amalia Altenberg mit ihrer Mutter in deren Geburtsort Würzburg. Im Haus ihrer Großmutter scheint es lange gehütete Geheimnisse zu geben. Flüsternde Stimmen halten Am nachts wach und verfolgen sie sogar in ihren Träumen. Als sie bei einer Übernachtungsparty mit ihren neuen Freundinnen die verschlossene Tür im Hausgang öffnet, stößt sie auf eine völlig andere Welt. Bei einer harmlosen Partie mit dem Hexenbrett rufen die vier Freundinnen versehentlich einen rachsüchtigen Geist, der offenbar noch eine Rechnung mit der Familie Altenberg zu begleichen hat. Kann Amalia mit ihrem begrenzten Wissen über Magie den Geist vertreiben? Und welche Geheimnisse hütet ihre Großmutter noch?






Gut eine Woche später hatte Amalia dieses Ereignis bereits wieder vergessen. Die Stimmen waren seitdem auch nicht wiedergekommen. Ebenso wenig die beunruhigenden Träume. Alles schien wieder normal zu sein. Mit Eleonora verstand sich Am sogar richtig gut. Zwei Tage hatte ihre Großmutter sie nach dem Vorfall gemieden. Danach jedoch schien auch für sie die ganze Sache erledigt zu sein. Was auch immer diese Stimmen hinter der Tür waren, sie waren verschwunden und würden hoffentlich nie wieder zurückkommen.
   „Also ich lasse euch zwei dann mal allein. Ich muss nämlich noch packen.“ Mit ihrem Marmeladenbrötchen in der Hand erhob sich Eleonora und wandte sich zum Gehen.
   „Packen? Fährst du etwa in den Urlaub?“ Verwirrt musterte Marcella ihre Mutter und ließ die Kaffeetasse sinken. Amalia war genauso überrascht über die Reisepläne ihrer Großmutter. Hatte sie nicht neulich erst gesagt, sie hätte tonnenweise Ideen für Bücher? Warum blieb sie nicht, um hier mit dem Schreiben zu beginnen.
   „Ja, das kann man wohl so sagen. Ich werde dem lieben Ezra mal einen Besuch in der Toskana abstatten. Er scheint sich da ja ziemlich lächerlich zu machen. Ob ihr es glaubt oder nicht, er will beweisen, dass es Vampire tatsächlich gibt! Unglaublich dieses Kind!“ Kopfschüttelnd drehte sie sich um und verschwand aus dem Esszimmer. Mit einer hochgezogenen Braue musterte Amalia ihre Mutter, die ebenfalls den Kopf schüttelte.
   „War der schon immer so? Ich kenne ihn ja kaum … Warum flippt mein Onkel derart aus? Vampire in der Toskana! Jeder weiß doch, dass es sowas nicht gibt.“ Nachdenklich kratze Am sich an der Stirn und versuchte sich den Mann vorzustellen, den sie von Bildern aus Marcellas Fotoalben kannte. Darauf war er noch sehr jung, maximal zwanzig, vielleicht auch erst achtzehn.
   „Ezra war schon immer besessen von der Vorstellung, es würde höhere Mächte geben als wir Menschen. Wir haben uns als Kinder oft gestritten, vermutlich weil wir das komplette Gegenteil des anderen waren. Ich weiß nicht, woher er diesen unerschütterlichen Glauben hat …“ Seufzend faltete Marcella die Zeitung zusammen und erhob sich. Amalia tat es ihr gleich und half ihrer Mutter dabei, den Tisch abzuräumen.
   „Wow, jetzt hab ich einen Verrückten als Onkel, eine Schriftstellerin als Großmutter, einen Musiker als Vater und eine Herzchirurgin als Mutter. Was kommt da noch? Wir sind schon irgendwie ein komischer Haufen, oder?“ Bei dieser Vorstellung musste Am lachen und auch Marcella stimmte mit ein. Fast hätte sie den Rest Kaffee aus Eleonoras Tasse verschüttet.
   „Ach ja, was die Herzchirurgin angeht. Die hat heute Nachtschicht. Lade doch ein paar Freundinnen ein. Wie hießen sie noch gleich? Mia, Elena und Bianca, richtig?“ Verwundert wich Am ein Stück von ihrer Mutter zurück, nickte dann jedoch, um ihr zu zeigen, dass es die richtigen Namen waren.
Ob eine Einladung das Richtige war, wusste sie nicht. Natürlich verstand sie sich super mit den drei Mädchen aus ihrer Klasse. In der letzten Woche hatten sie fast jeden Nachmittag zusammen verbracht. Aber könnte ein Abend mit ihnen diese zarte Freundschaft nicht zerstören? Verzweifelt suchte Amalia nach einer Ausrede und verfiel ein bisschen in ihr altes Muster aus Berlin. Da hatte sie auch jeglichen Kontakt mit ihren Mitschülern gemieden, um Probleme zu verhindern.
   „Ich glaube, das ist keine gute Idee. Der Weg hier hoch ist total gefährlich und ich kann von den Eltern der drei doch nicht erwarten, dass sie mitten in der Nacht hierher kommen. Sie könnten eine Wurzel oder ein Baum übersehen und dann einen Unfall bauen … Nein, das ist nicht gut.“ Viel zu heftig, als sie es beabsichtigt hatte, schüttelte Amalia ihren Kopf, wobei ihre schwarzen Locken wild um ihr Gesicht peitschten. Für einen kurzen Moment glitt ein merkwürdiger Ausdruck über Marcellas Gesicht, der Am an ihr Leben in Berlin erinnerte, dann seufzte ihre Mutter und legte ihr einen Arm um die Schulter.
   „Sie können doch auch über Nacht bleiben und dann am nächsten Tag abgeholt werden, wenn man den Weg einigermaßen sehen kann.“ Mit großen Augen blickte Marcella ihre Tochter an. Vermutlich wusste sie durch mütterliche Intuition, dass Amalia eine Übernachtungsparty mit ihren neuen Freundinnen missfiel. Gerade wollte Am etwas erwidern, doch kam ihr ihre Mutter zuvor.
   „Deine Großmutter ist auch einverstanden damit. Sie hat es sogar vorgeschlagen. Komm schon, Am, das wird bestimmt schön. Berlin ist Vergangenheit, schon vergessen?“ Mit einem wissenden Tonfall in der Stimme und einem Blick der von Zuversicht strotzte strich Marcella ihrer Tochter über die Haare und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
   „Ich fahr dich schnell zur Schule und gehe Einkaufen. Was hältst du von einer Pizzaparty?“ Mit einem breiten Grinsen drückte ihre Mutter Amalia die Schultasche in die Hand und schnappte sich die Autoschlüssel. Sie lagen in einer gläsernen Schale voller metallischer Gegenstände. War da möglicherweise auch der Schlüssel für die verschlossene Tür drin? Kaum hatte sie diesen Gedanken gehabt, verwarf sie ihn wieder. In jener Nacht nach dem Angriff der Stimmen, wenn man das so nennen konnte, hatte sie sich geschworen, nie wieder daran zu denken. Bis jetzt hatte es auch ganz gut geklappt.
   „Amalia, komm endlich! Du willst doch nicht zu spät kommen oder?“ Marcella stand bereits draußen auf den Stufen der Veranda und winkte ihr auffordernd zu. Von oben hörte man Eleonora laut rumpeln, doch Am achtete nicht auf sie. Die erste Stunde wollte sie wirklich nicht verpassen. Eine Stunde mit Herrn Schulz war einfach zu lustig, um sie zu schwänzen.
Als Am dann endlich im Auto saß und die Beifahrertür zuzog, drehte sich Marcella nochmal kurz zu ihr, ehe sie den Motor startete.
   „Also gut, Übernachtungsparty mit Mia, Elena und Bianca und einer großen Menge Pizza, Chips und Gummibärchen?“ Was eigentlich wie eine Feststellung klang, sollte eine Frage darstellen. Nach kurzem Zögern nickte Am und Marcella ließ den Motor aufheulen. Selbst wenn es nicht klappen sollte mit den drei Mitschülerinnen, gab es noch andere nette Mädchen an ihrer Schule. Zwar nicht so unglaublich viele, aber zumindest eine Handvoll.
An der Schule wurde sie bereits von ihren neuen Freundinnen erwartet. Sie saßen alle drei auf einer der Bänke vor dem Eingang und winkten ihr fröhlich zu.
   „Hey, Am! Alles okay bei dir? Du siehst ein bisschen blass aus.“ Mia sprang als Erste auf und drückte Amalia fest. Verstohlen warf diese ihrem Spiegelbild in der Eingangstür einen Blick zu. Sie schien tatsächlich etwas farblos im Gesicht zu sein. Das war wahrscheinlich bloß die Nervosität auf die bevorstehende Frage.
   „Hey, ihr Drei! Ja, bei mir ist alles in Ordnung. Sogar mehr als das. Ich hab heute sturmfrei, vielleicht hättet ihr ja Zeit zu kommen?“ Vorsichtig löste sich Am von Mia und blickte in drei zunächst sehr erstaunte, dann in drei lächelnde Gesichter.
   „Aber natürlich hätten wir die! Und du wärst wirklich ganz allein daheim? Wo sind denn deine Großmutter und deine Mutter?“ Nun standen auch Elena und Bianca auf.
   „Meine Oma kümmert sich um ihren verwirrten Sohn irgendwo in der Toskana und meine Mutter hat Nachtschicht. Sonst wohnt ja keiner bei uns.“ Langsam aber sicher kehrte die Farbe ins Gesicht ihres Spiegelbilds zurück.
   „Cool und was machen wir? Film schauen? Ich hätte da nämlich was für uns …“ Bianca öffnete ihr Handtasche und zog eine noch verpackte DVD-Hülle hervor. Freudestrahlend präsentierte sie das Cover ihren Freundinnen.
   „Wirklich Bianca? Einen Vampirfilm? Na, von mir aus …“ Schulterzuckend schnappte sich Elena die DVD und betrachtete die Rückseite. Augenrollend wegen dieser Aussage wandte sich die Blondine ihren beiden anderen Freundinnen zu. Am musste bei dem Gedanken an die blutsaugenden Wesen lachen.
   „Okay, vielleicht hat mein Onkel ja doch recht, was Blutsauger angeht. Mittlerweile sind die ja echt überall.“ Verwundert zogen Mia und Bianca die Augenbrauen hoch. Auch Elena blickte von der Kurzbeschreibung auf, um Amalia mit fragendem Blick zu mustern.
   „Ihr wollt es gar nicht wissen, glaubt mir… Lasst uns besser mal reingehen, die Stunde fängt gleich an.“ Wie auf ein Stichwort ertönte der Gong über Lautsprechern direkt oberhalb ihrer Köpfe. Schulterzuckend drehten sich die Drei um und verschwanden im Schulhaus. Amalia brauchte noch einen kurzen Moment, um sich zu sortieren, atmete einmal tief durch und hoffte inständig, dass  ihre merkwürdige Familie ihre Freundinnen nicht vergraulen würde.

Während der Pausen klärten die vier Freundinnen den Rest. Doch als Am versuchte, ihnen den Weg zu beschreiben, konnte ihr keiner folgen. Vermutlich weil sie selbst nicht genau wusste, wo das Haus ihrer Großmutter gelegen war.
Elena erklärte sich letztendlich bereit, ihren Vater zu überreden, sie alle hinzufahren. Er hatte ein Navigationssystem, das den Weg sicher besser weisen konnte als Amalia.
Nach der Schule brachte Marcella ihre Tochter zurück zum Haus und machte sich gleich darauf auf den Weg zur Arbeit. Eleonora war offensichtlich schon abgereist, sie hatte Am einen Zettel zurückgelassen, doch wurde diese aus den schlampigen Buchstaben nicht schlau. Die Nachricht sah mehr aus wie ein Bild von einem Kleinkind.
Seufzend warf sie ihre Tasche in die Ecke und begann mit den Vorbereitungen für die Party. Zuerst das Essen, dann ihr Schlafzimmer. Als sie die Zutaten für die Pizzaparty nochmal sorgfältig überprüfte, fiel ihr auf, dass sie den Mais vergessen hatte. Bianca liebte Mais, das wusste Amalia von den Mittagessen mit den drei anderen.
Weil sie keine Ahnung hatte, wo sie suchen sollte, beschloss Am zunächst im Keller nachzusehen. Das Treppenlicht flackerte und machte ihr irgendwie Angst. Mit klopfendem Herzen stieg sie die Stufen hinab, konnte aber außer einer chaotischen Waschküche und einem noch chaotischeren Abstellraum diverser alter Gegenstände nichts entdecken. Als sie aus Versehen mit ihrem Ärmel die Wand berührte, war es ihr für einen kurzen Moment, als hätte sie ihren Namen gehört, doch verwarf sie diesen Gedanken ganz schnell wieder. Seit der Konfrontation mit den Stimmen hatte sie sich tagtäglich eingeredet, dass das bloß in ihrem Kopf stattfand. An diesem Haus war absolut nichts Außergewöhnliches und das wusste sie ganz genau.


Kopfschüttelnd und schneller als sie es für möglich gehalten hatte, rannte Am zurück in die Küche und schaffte es gerade noch, dort ein wenig aufzuräumen, ehe man das Geräusch eines Autos zwischen dem Rascheln der Blätter hören konnte. Zwei Minuten später parkte ein etwas lädierter Opel in der Einfahrt und die drei Mädchen stiegen aus.


Und? Konntet ihr beim Lesen ein bisschen abschalten? Ich irgendwie nicht, aber das liegt vermutlich daran, dass es meine eigene Geschichte ist und ich viel zu kritisch damit bin. Über eure Meinungen und Vermutungen, wie es weitergehen könnte, freue ich mich total.
Nächstes Kapitel gibt's am Sonntag oder schon etwas früher auf...




Bis zum nächsten Mal!
Eure Kate

   



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