Hallo ihr Lieben!
"Nur ein einziges Wort von dir" ist hiermit vollständig. Es ist aber noch nicht zu spät, um mir noch eure Meinung dazu zu schreiben. Ganz egal, wie sie ausfällt, ich freue mich schon auf eure Kommentare :)
Nächste Woche geht es dann mit einem etwas längeren Büchlein weiter. Mein Ausflug in die nicht-phantastischen Bereiche der Literatur ist erst einmal beendet. Aber ich werde euch noch nicht verraten, was ihr als nächstes zu lesen bekommt. Da müsst ihr noch ein bisschen warten.
Jills Leben ist überschattet von Angst und Einsamkeit. Seit dem Verschwinden ihrer Eltern verfolgt sie eine dunkle Alptraumgestalt, die ihr verbietet über die damaligen Ereignisse zu sprechen. Ihr einziger Vertrauter ist eine alte Weide, der sie in Briefen ihre dunkelsten Geheimnisse verrät. Dies ändert sich allerdings, als Tom, ihr Mitschüler, in ihr Leben tritt. Etwas an Jill fasziniert ihn so sehr, dass er nicht locker lässt, bis er schließlich erfährt, was in jener schicksalshaften Nacht vor so vielen Jahren passiert ist. Und auch Jill fühlt sich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich sicher in seiner Gegenwart, doch der Schattenmann aus ihrer Vergangenheit kennt keine Gnade.
19. März 2013
Liebe Weide,
es ist schon ein paar Tage her, seit ich mein Versprechen gebrochen habe. Ich hab Kommissarin Mahoni den Ort gezeigt, wo sie gestorben sind. Der böse Mann war unglaublich wütend deswegen, aber er konnte mir nichts tun. Tom hat mich ganz festgehalten, da ist er nicht an mich rangekommen.
Als wir zum Parkplatz gefahren sind, hatte ich große Angst, er würde uns allen mit seinem Messer wehtun. Er hatte meine Mutter damit getötet. Ich vermisse sie immer noch, aber jetzt kann ich wenigstens bald zu ihrem Grab gehen, ohne mich schuldig zu fühlen. Ich hab doch schon erzählt, dass es mir schwergefallen ist, es mit Tante Lucy zu besuchen, weil ich wusste, dass da niemand drin lag. Aber ich wusste die ganze Zeit, wo sie gelegen hatten. Ich wollte es ja erzählen, aber der böse Mann hat mich nicht gelassen. Seit gestern ist er weg. Ich habe ihn vertrieben. Ich bin stolz auf mich, dass ich das geschafft habe.
Ich kann es noch immer gar nicht glauben. Jeden Tag seit damals hat er mich verfolgt, um mich daran zu erinnern, was ich ihm vor lauter Angst damals versprochen hatte. Ohne Toms Hilfe hätte ich das garantiert nicht geschafft. Ich bin ihm so unendlich dankbar, dass er in den letzten Tagen für mich da war und nicht aufgegeben hat, obwohl ich so gemein war. Er ist ein echt netter Kerl und ich bin froh, dass mich Tante Lucy auf seine Schule geschickt hat.
Jetzt verstehe ich mich mit ihr auch viel besser. Ich hab ihr auch von dem bösen Mann erzählt, da hat sie mich ganz fest in den Arm genommen und mich getröstet. Sie hat gesagt, dass sie mir geholfen hätte, wenn ich ihr etwas gesagt hätte. Reden war ja noch nie so meine Stärke, wie du weißt. Ich verstehe gar nicht, warum ich damit aufgehört habe... Es ist so schön seine Stimme zu benutzen! Ich kann gar nicht mehr aufhören. Deswegen habe ich in den letzten Tagen ganz schöne Halsschmerzen bekommen. Ist ja auch klar, schließlich habe ich fast zehn Jahre lang überhaupt nicht geredet. Tante Lucy meint, dass das der Einfluss vom bösen Mann verursacht hat.
Als ich ihr, Tom und Kommissarin Mahoni von unserem Ausflug zur Wiese erzählt haben, waren alle total geschockt. Lucy hat sogar geweint. Ich habe sie noch nie weinen gesehen. Nicht mal nach Mamas Tod. Nachdem ich alles erzählt hatte, ist der böse Mann endlich verschwunden. Ich hoffe, der bleibt da, wo er hergekommen ist. Der ist jetzt bestimmt da, wo Papa auch ist. Er war ja schließlich die böse Form von meinem Papa. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll... Der böse Mann hat Papa dazu gebracht das Kuchenmesser zu nehmen. Aber warum? Was wollte er denn damit bezwecken? Ich verstehe das noch immer nicht.
Mahoni hat gesagt, sie stellt Nachforschungen über ihn an. Aber mein Vater war doch immer so ein lieber Mensch, der hätte uns sowas doch nie angetan. Vielleicht ist er wegen irgendetwas verrückt geworden und hat deswegen das Messer genommen... Ach, keine Ahnung! Es bringt ja nichts, darüber nachzudenken. Das hat auch Tom gesagt. Seitdem er weiß, was damals passiert ist und dass mich der böse Mann überallhin verfolgt hat, weicht er mir kaum von der Seite. Er hat sogar einige seiner Kurse umlegen lassen, damit er bei mir sein kann. Ist das nicht süß von ihm?
Tom und Jill... Jill und Tom... Ja, das klingt doch gar nicht so verrückt, wie ich am Anfang gedacht hatte. Bei ihm fühle ich mich am sichersten. Das hat nicht einmal einer von Tante Lucys Bodyguardfreunden aus der Bar geschafft.
Da hängt jetzt übrigens ein Foto von mir, Tom und meiner Tante. Ihr Chef, der übrigens wie der nette Polizist Jack heißt, ist total stolz darauf, dass sie bei ihm arbeitet. Ein bisschen makaber, wenn man bedenkt, dass unsere Gesichter wegen eines noch immer nicht ganz gelösten Doppelmordes in den Zeitungen stehen. Aber er ist der Boss und wenn es ihm gefällt, sollte man ihm nicht widersprechen. Ich glaube, er mag meine Tante sehr... Aber ob sie ihn auch mag? Schließlich ist er, was Technikkram angeht, eine absolute Null. Aber dafür hat er ja Lucy.
In der Schule läuft soweit alles ganz gut. Ich glaube vor allem Tom ist in seinem Ansehen sehr gestiegen. Ich sollte aufpassen, sonst schnappt er sich noch irgendeine Cheerleaderin...
Ich glaube, nein ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war Tom zu vertrauen und endlich mit der Sprache rauszurücken. Mahoni wurde deswegen, glaube ich, sogar befördert. Und Bobby haben wir einen riesigen Knochen geschenkt. Der hat sich vielleicht gefreut, das kannst du mir glauben!
Liebe Weide, ich wollte dir nochmal danken. Du hast mir geholfen die ganzen letzten Jahre einigermaßen normal zu überstehen. Die Briefe habe ich alle verbrannt und deren Asche streue ich vor deine Wurzeln auf den Boden. Das ist der beste Dünger, den du je gesehen hast. Vielleicht bekommst du dann auch mal Blätter. Wäre sicher schön zu sehen.
Liebe Grüße
deine Jill 
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