Sonntag, 26. Juli 2015

Nur ein einziges Wort von dir... [Teil 01] Prolog



Hallo ihr Lieben!
Die ganze Zeit schreibe ich hier immer vom Schreiben und meinen Büchern, ohne euch wirklich Einsicht in meine Arbeit zu geben. Ich habe ein paar Manuskriptleichen auf dem Computer, die es nicht wert sind, dort bis in alle Ewigkeit zu verstauben. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, ein paar dieser Geschichten mit euch zu teilen. 
Die erste "Nur ein einziges Wort von dir..." ist Mitte 2013 für einen Wettbewerb entstanden. Am Ende hatte ich aber nicht den Mut, sie wegzuschicken und das war auch gut so. Als ich sie eigens für die Veröffentlichung hier und auf fanfiktion und wattpad nochmal überarbeitet habe, sind mir einige Fehler aufgefallen, die ziemlich peinlich geworden wären :) Natürlich habe ich die sofort eliminiert, aber es kann trotzdem sein, dass noch welche im Text versteckt sind. Solltet ihr also irgendetwas Merkwürdiges finden, scheut euch nicht, es mir zu sagen. 
So, solltet ihr noch immer Lust auf die Geschichte haben, folgt nun der Klappentext:
Jills Leben ist überschattet von Angst und Einsamkeit. Seit dem Verschwinden ihrer Eltern verfolgt sie eine dunkle Alptraumgestalt, die ihr verbietet über die damaligen Ereignisse zu sprechen. Ihr einziger Vertrauter ist eine alte Weide, der sie in Briefen ihre dunkelsten Geheimnisse verrät. Dies ändert sich allerdings, als Tom, ihr Mitschüler, in ihr Leben tritt. Etwas an Jill fasziniert ihn so sehr, dass er nicht locker lässt, bis er schließlich erfährt, was in jener schicksalshaften Nacht vor so vielen Jahren passiert ist. Und auch Jill fühlt sich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich sicher in seiner Gegenwart, doch der Schattenmann aus ihrer Vergangenheit kennt keine Gnade.






13. März 2013
Liebe Weide,
es wird wieder schlimmer... Die Träume verfolgen mich jede Nacht.
Ich sehe ihn immer vor mir mit dem Messer... Und meine Mutter...
Es ist so schrecklich!
Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich dachte, irgendwann würde es aufhören. Es ist doch schon so lange her... Ich vermisse sie so, meine Mutter fehlt mir! Ich würde alles tun, um sie wiederzusehen... Zumindest fast alles.
Ich war wieder an der Brücke und habe hinuntergeblickt in den Fluss. Ich weiß, dass ich so zu ihr kommen würde, aber ich traue mich nicht. Vor allem wegen Tante Lucy... Auch wenn sie immer so tut, als wäre sie die „harte Rockerbraut“, weiß ich, dass sie auch traurig ist, weil Mama weg ist. Und wenn ich dann auch noch weg bin… vielleicht geht es ihr dann ja so wie mir. Das will ich nicht!
Und Dad? An ihn will ich gar nicht denken! Sonst wird alles nur noch schlimmer!
Ich hasse ihn!
Ich hoffe, es geht ihm schlecht, da wo er jetzt ist! Er hat es nicht anders verdient, nach allem, was er uns angetan hat!

Ich will, dass es endlich aufhört! Ich will nicht mehr diese schrecklichen Bilder sehen! Hilf mir! Ich kann es keinem anderen erzählen. Tante Lucy würde das nicht verstehen. Sie würde mich bestimmt wieder zu so einem Psychodoktor schicken und dann komme ich ins Irrenhaus. Das könnte ich nicht aushalten!
Ich bin nicht verrückt! Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen! Das Messer... das Blut... und die Schreie! Immer wieder höre ich sie schreien, so lange bis alles vorbei ist. Mein Kopf tut immer so weh, wenn es wieder anfängt. Ich will das nicht, aber die Brücke und der Fluss sind auch keine Lösung, oder?
Was soll ich nur tun?
Ich kann mit niemandem darüber sprechen. Ich konnte es damals nicht und jetzt... jetzt erst recht nicht. Ich wünschte, wir wären nicht in den Wald gegangen! Ich wünschte, ich hätte das nicht gesehen! Ich wünschte, er hätte sie nie getroffen!
Ich hasse ihn!
Wäre er noch hier, dann würde ich ihm dasselbe antun, wie das, was er mit Mama gemacht hat! Aber uns würde keiner zusehen. Er wäre ganz alleine, so wie ich jetzt...
Ich weiß, dass ich meine Tante habe, aber ich will meine Mutter zurück! Ich will die Kindheit, die ich nie hatte... Eine glückliche Familie ohne Mord und Totschlag! Jemand, dem ich voll und ganz vertrauen kann, der mich versteht und mich tröstet. Lucy trauert selbst noch zu sehr. Ich weiß, dass, wenn sie mich ansieht, sie ihn sieht. Ich glaube, sie verzeiht mir bis heute nicht, dass ich nicht gesagt habe, wo sie sind. Aber ich war doch noch so klein und hatte Angst. Große Angst, die mich noch immer verfolgt, nachts wenn ich schlafe und tagsüber, wenn ich in der Schule bin. Er ist immer da und zwingt mich zu schweigen.

Tja, meine neue Schule, was soll ich sagen? Da ist es auch nicht besser... Keiner redet mit mir, aber das ist ja schon immer so gewesen... Wer würde schon mit einem Mädchen sprechen, dessen einziger Vertrauter ein Baum ist? Ich würde es nicht tun. Ich kann die anderen gut verstehen. Ich will auch nicht mit mir sprechen... Und du, Baum? Willst du überhaupt, dass ich dir das alles sage? Dumme Frage! Du kannst mir ja nicht antworten, aber ich wünschte, es wäre so...
Sollte ich beten, dass sich etwas ändert? Du weißt ja, dass ich nicht an Gott glaube... Es kann keinen Gott geben, der einem Kind seine Familie nimmt, oder doch? Es ist sinnlos sich das vorzustellen. Gott hat mich und meine Mutter schon verlassen, als sie IHN kennengelernt hat. Vielleicht weil er der Teufel selbst ist? Ist ja auch egal! Es gibt für mich keine „höheren Mächte“ mehr und dabei bleibt es auch!
Ich muss jetzt gehen, aber ich komme wieder. Versprochen. Die Idee mit der Brücke war dumm, das weiß ich jetzt und du, lieber Baum, hast mir geholfen, das zu erkennen. Ich danke dir dafür!

In Liebe,

deine Jill



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