Mittwoch, 6. August 2014

Rezension: "Reckless: Steinernes Fleisch" von Cornelia Funke

Hallo ihr Lieben!
Endlich hab ich "Reckless: Steinernes Fleisch" fertig gelesen. In meinen Bücher vom Mai ist es eigentlich nur gelandet, weil ich schon so viel Unterschiedliches darüber gehört habe. Außerdem hat mich Cornelia Funke nach meiner schrecklich langen Computer/Nintendo-Phase wieder zum Lesen gebracht :)
Aber genug des sinnlosen Gelabers. Hier kommt die Rezension!





Wir folgen Jacob Reckless, dessen Bruder Will und seiner Freundin Clara hinter den Spiegel in eine Welt, in der die Märchen der Gebrüder Grimm wahr und vor allem sehr gefährlich sind.
Gleich zu Beginn des Buches erfahren wir, dass Will von einem Goyl angegriffen wurde und zu einem Fluch langsam und unter großen Schmerzen selbst zu einem von ihn wird. Goyl sind Wesen, die den Menschen nicht unähnlich sind. Allerdings ist ihre Haut aus Stein und sie leben tief in der Erde verborgen, da das Sonnenlicht in ihren Augen schmerzt.
Jacob, ein hervorragender Schatzsucher in der Spiegelwelt, macht sich natürlich sofort auf den Weg, um ein Heilmittel für seinen Bruder zu finden. Die Zeit jedoch ist ihnen jedes Mal ein Stückchen voraus. Als nicht mal die Beeren einer Hexe helfen, sieht Jacob den einzigen Weg zu Wills Genesung darin, eine der Feen aufzusuchen.
Die rote Fee, wie sie genannt wird, ist die Schwester der Dunklen, die auch für Wills Verwandlung verantwortlich ist. Sie verrät Jacob, mit dem sie mehr verbindet, als man zuerst annimmt, wie er ihre Schwester aufhalten und seinen Bruder retten kann.
Zunächst scheint alles nach Plan zu verlaufen, wenn man von Jacobs (spontanen) Tod und seiner Wiedererweckung durch die Motten der Roten Fee weglässt, doch dann gerät alles aus den Fugen. Dabei wird nicht nur das farblose Blut der Goyl, sondern auch das vieler Menschen vergossen...

=> Am Anfang fand ich es ja ganz witzig, dass Elemente aus den Grimm'schen Märchen in die Geschichte eingebaut wurden, doch irgendwann hat es mich schon ziemlich gestört. Natürlich kenne ich die gängigsten Märchen von frühester Kindheit an, aber Funke hat die Wesen teilweise abgewandelt, sodass ich mir einen Anhang mit kurzen Erklärungen schon gewünscht hätte. So war es ja zum Beispiel auch bei "Tintenherz" und Co.
Es ist eine Sache, Märchenfiguren in die Geschichte einzubauen. Im Grunde bin ich sogar ein Fan davon, wenn diese Wesen abgewandelt wurden. In "Reckless" jedoch kam mir irgendwann der Gedanke, dass die Fantasie und Schöpferkraft der Autorin vielleicht erschöpft ist. Auch die Namen der beiden Reckless-Brüder sprechen für sich. Jacob und Will. Hießen die Gebrüder Grimm nicht Jacob und Wilhelm? Na, wenn das mal kein Zeichen ist :/
Was mich auch gestört hat, waren die kursiv gedruckten Gedanken. Kein Vierundzwanzigjähriger würde so denken. Okay, vielleicht war er ein wenig zuu lange in dieser grausamen Märchenwelt, aber das ist ja auch keine Entschuldigung.
Und dann schon wieder eine Dreiecksbeziehung! Unglaublich, diese Dinger gibt es mittlerweile doch in so ziemlich jedem Buch, oder? Böse Stephenie Meyer, Königin der Dreiecksbeziehungen. Ich hoffe bloß, Will und Clara bleiben erst mal hinter dem Spiegel!




Fast 350 Seiten und ich kann mich noch immer nicht ganz in alle Teilnehmer der Story hineinversetzen.
Ja, ich habe keine Geschwister und klar kann ich mir dann nicht vorstellen, wie es ist, wenn der eigene Bruder langsam zu einem versteinerten Etwas wird. Aber irgendwann ist auch mal wieder gut, Jacob. Ich glaube, ich hänge viel zu sehr an meinem Leben, als es im Tausch gegen das eines anderen einzusetzen. (Ja, ich bin seehr egoistisch.) Und wie er dann echt immer alles allein machen muss. Da ist doch klar, dass was schief geht und am Ende doch alle mit drin hängen.
Oh, wehe es liegt ein totes Etwas in der Gegend herum. Mr. Jacob Reckless muss es natürlich gleich vor Claras Augen verstecken, dass die nicht losheult. Klar!
Ich weiß, dass es Menschen gibt, die einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt haben, aber das, was da in Jacob abgeht, führt wirklich zu weit. Man könnte glatt meinen Clara wäre für ihn ein kleines Kind, aber hey, sie ist schon erwachsen!
Clara... Ich weiß auch nicht. Sie scheint mir wirklich sehr naiv zu sein, als sie bei Will und Jacob in der Spiegelwelt bleiben will. Und natürlich liebt sie ihren armen, armen Will um alles, nur um dann Jacob zu küssen (Lärchenwasser hin oder her). Normale Menschen tun das eigentlich nicht. Andererseits finde ich es auch gut, dass sie sich der Welt anpasst und am Ende kaum zögert, auch mal zu schießen, sollte eine der Märchenkreaturen zu nahe an ihre traute, kleine Gruppe kommen.
Zu Will kann man nicht allzu viel sagen. Er verliert ja langsam seine Erinnerungen und will dann nur noch seinem Goyl-König folgen.
Am besten hat mir da noch Fuchs gefallen. Sie ist ja anscheinend echt in Jacob verknallt. Warte, dann ist das ja doch keine Dreiecksbeziehung sondern eine Vierecksbeziehung! Wird ja immer komplizierter...
Aber ich finde es schön, dass sie bei Jacob geblieben ist und den kleinen Dumm-, äh Sturkopf vor Gefahren aller Art warnt. Nur habe ich nicht ganz verstanden, warum sie bevorzugt die Fuchsgestalt annimmt und nicht als Mädchen durch die Gegend wandelt...
Wie gesagt, ich konnte mit den Figuren nicht so ganz warm werden. Ich hoffe, das kommt im nächsten Teil dann besser raus.




Ich muss sagen, dass ich trotzdem von der Geschichte gefesselt war, auch wenn ich es nicht sehr schätze, dass so viel "Geliehenes" (Märchenwesen, Namen der Königreiche und der Reckless-Brüder) darin enthalten ist. Mir hat vor allem der Schreibstil gefallen, wenn man von den kursiven Einschüben mal absieht. Nach drei vier Seiten ist man tatsächlich von der Märchenwelt verschluckt worden und konnte kaum aufhören zu lesen.
Auch die Länge, bzw. Kürze der einzelnen Kapitel fand ich gerade für jüngere Leser gut gewählt.
Das Ende allerdings kam viel zu plötzlich und die Ereignisse haben sich ja förmlich überschlagen. Ein bisschen länger wäre auch nicht schlimm gewesen, aber man kann ja nicht alles haben.
Ich weiß zwar nicht, ob das jetzt unbedingt zu diesem Punkt gehört aber: Im Reich der Feen wirft Clara doch Jacobs Revolver weg. Wie kann sie dann in Blenheim auf der Fähre wieder einen haben?




Im Großen und Ganzen ist das Buch schon in Ordnung. Vor allem der flüssige Schreibstil der Autorin machen Klischees wie z.B. Die Dreiecks-/Vierecksgeschichte wieder wett. Trotzdem gibt es Punktabzug dafür, dass ich mich nur sehr wenig mit den Figuren identifizieren konnte und dass sich Frau Funke so viele Dinge aus anderen Geschichten "geliehen" hat. Urheberrecht ist bei den Gebrüdern Grimm ja schon weg. Glück für die Autorin!
Ich will jetzt mal nicht zu kritisch sein und gebe dem Buch 2,75 Sterne, also gerundet auf 3.
Ich hoffe, der zweite Teil wird nicht ganz so enttäuschend wie der erste...

Und wie siehts bei euch aus? Stimmt ihr mir zu oder seid ihr anderer Meinung?

Eure Kate

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