Samstag, 15. April 2017

CARAVAL von Stephenie Garber | Rezension


Von Caraval habe ich zuerst über die Instagrammer aus den USA erfahren, die wirklich begeistert gewesen waren. Als das deutsche Buch dann auf der Arbeit herumlag, habe ich es mir natürlich gleich geschnappt und als Entspannung nach dem Trubel auf der Leipziger Buchmesse mitgenommen. Nach knapp zwei Tagen war ich durch und etwas enttäuscht, dass es doch nur knapp 400 Seiten hatte, wo es rein optisch doch recht dick ausgesehen hat. Haben die wohl etwas mit dem Papiervolumen getrickst, die lieben Kollegen bei Piper.
Eine Rezension will ich euch nicht vorenthalten und kann schon jetzt sagen, dass das Buch wirklich spannend war.

Außerdem solltet ihr unbedingt bei YOUTUBE vorbeischauen. Da spreche ich nicht nur über Caraval, sondern auch über SCHATTENKRONE von Eleanor Herman und DAS HAUS IN COLD HILL von Peter James, das Ende April erscheint.

Habt ihr Caraval oder eines der anderen Bücher schon gelesen oder auf eurer Wunschliste? Wie fandet ihr es?
Schreibt's mir in die Kommentare oder PER TWEET AN @KATESSTARK!

Ich freue mich auf euch!
❤ Kate



BIBLIOGRAPHISCHE ANGABEN

TITEL | Caraval
AUTOR | Stephenie Garber
VERLAG | Piper Verlag
SEITEN | 400
PREIS | 14,99 € (D)
ISBN | 978-3-492-70416-8
Scarlett Dragna lebt mit ihrer Schwester Donnatella und ihrem gewalttätigen Vater auf einer kleinen Insel, die sehr an die Kolonien rund um Südamerika erinnern mit viel Rum, Schmugglern und verwegenen Seefahrern. Seit sie klein ist, träumt Scarlett davon, einmal die Darsteller des legendären Spiels Caraval zu sehen, von denen ihrer Großmutter ihr so viel erzählt hat. Rauschende Feste voller Wunder und Magie malt sie sich aus, um ihrem eintönigen Alltag auf der tristen Insel zu entfliehen. Vergeblich versucht sie, Caraval zu sich zu holen. Keiner ihrer Briefe an den Meister des Spiels (Legend) wird beantwortet, bis es eigentlich schon fast zu spät ist.
Kurz vor ihrer Hochzeit mit einem Grafen, den Scarlett selbst nur aus Briefen kennt, lädt man sie zu Caraval ein. Scarlett ist ihren Kindheitsträumen mittlerweile entwachsen und zögert, diese Einladung anzunehmen.
Als sie dann aber doch unter turbulenten Umständen bei Caraval landet, beginnt das Spiel und Scarlett wird keine Zuschauerin sein. Sie muss ihre Schwester Tella finden, die seit ihrer Ankunft verschwunden ist und sich offenbar in der Gewalt des mysteriösen und gefährlichen Meisters Caravals befindet. Zusammen mit Julian, der sie überhaupt erst ins Spiel gebracht hat, nimmt sie an dem Spiel teil, hinter dem weit mehr steckt als bloßer Spaß und ein Wunsch als Preis für den Gewinner. Lügen, Illusionen und ein Racheakt, der auf eine alte Liebe des Meisters Caravals zurückgeht, ziehen Scarlett in ihren Bann und lassen sie sehr schnell an allem und jeden zweifeln. Auch an Julian, ihrer Schwester und sogar sich selbst. Was ist real und was Einbildung?
An Ende scheint jedoch alles gut zu werden, wäre da nicht Scarletts Angst vor ihrem Vater und der geheimnisvolle Graf, dessen Antrag sie schließlich zurückgewiesen hat, weil sie mittlerweile die Liebe ihres Lebens gefunden hat.
Garber lässt damit viel Raum für eine Fortsetzung, die ich persönlich schon ein bisschen herbeisehne …

Auch wenn die Story teilweise doch recht komponiert gewirkt hat und man einiges vorausahnen konnte, fand ich sie wirklich spannend und konnte sie nicht wirklich aus der Hand legen. Einige Auflösungen gegen Ende des Buches fand ich allerdings etwas zu langweilig oder einfach gelöst. Da hätte ich mir irgendwie etwas Größeres gewünscht, das man nicht erwartet hätte. So war es teilweise einfach ziemlich abgedroschen und nicht unbedingt plausibel.
Sagen wir es mal so. Die Handlung war spannend, schon allein durch das Spiel und die Frage, wem man denn nun vertrauen kann, aber das Ende fand ich ziemlich enttäuschend. Am Ende wurde einfach nur erzählt, wieso Scarlett überhaupt eingeladen wurde und welche Rolle Tella dabei gespielt hat. Ich hätte das lieber gerne gesehen, anstatt nur davon zu hören. Aber das ist ja immer das Problem mit diesen Büchern, die nur aus einer Perspektive erzählt werden. Schade!



FIGUREN
SCARLETT Wenn ich ehrlich bin, konnte ich sie von Anfang an schon nicht leiden. Weder die Art, wie sie sich opfern will, um ihre Schwester zu retten, noch wie sie sich dann im Spiel verhält. Manche ihrer Taten konnte ich wirklich nicht nachvollziehen, aber ich kann verstehen, dass sie im Spiel nicht nachvollziehen konnte, was nun wirklich echt ist und was falsch, und sich deswegen so unlogisch verhalten hat. Ich weiß auch nicht, aber ich bin einfach nicht mit ihr warm geworden. Der Fairness halber würde ich aber sagen, dass ich ähnlich verwirrt und hilflos durch Caraval gestolpert wäre, wäre ich an ihrer Stelle. Selbst dann hätte ich einige Dinge anders gemacht, aber es ist ja bloß ein Buch und kein Grund, sich deswegen aufzuregen :D
Dass ich Scarlett nicht mochte, hat der Spannung allerdings nichts anhaben können. Es war nur etwas frustrierend, ihr dabei zuzusehen, wie sie die falschen Entscheidungen getroffen hat. Es war wie bei diesen klischeehaften Horrorfilmen. Du willst die Charaktere anschreien, dass sie nicht allein in den dunklen, gruseligen Keller gehen sollen, aber sie tun es trotzdem. Vielleicht war ich auch deswegen so gefesselt von diesem Buch.
TELLA Von ihr bekommt man nur am Anfang und am Ende überhaupt etwas mit. Dazwischen wird sie höchstens von Scarlett erwähnt, aber diese wenigen Momente haben ausgereicht, um sie wie ein echtes Klischee darzustellen. Wenn Scarlett der Engel der Familie ist, ist Tella der Teufel. Sie ist, glaube ich, gerade mal sechzehn, wenn überhaupt, und hat es ganz schön aus das andere Geschlecht abgesehen. Sie war das totale Gegenteil ihrer Schwester und das hat mich ziemlich irritiert. Ich wünschte, es gäbe Kapitel aus Tellas Sicht, damit man ihre Handlungen noch ein bisschen besser nachvollziehen kann! Warum nur, warum hast du nur aus der Sicht einer Person geschrieben, Stephanie Garber?!?
JULIAN Okay, vielleicht ist das jetzt Klischee, dass ich sage, dass mir Julian von allen Charakteren noch am besten gefallen hat, auch wenn er ziemlich viel gelogen und betrogen hat, aber ich mag ihn wirklich. Nicht weil er der Loveinterest ist oder wahnsinnig gut aussieht, sondern weil er ein wirklich runder Charakter war. Motivation und Konflikt waren in ihm perfekt vereint und es tut mir im Herzen weh, dass er nicht auch mal zu Wort gekommen ist. Ich hätte Caraval so gerne aus seiner Sicht erlebt!
LEGEND Der ominöse Caraval-Master Legend … Die ganze Zeit glaubt man, ihn gefunden zu haben und dann war es doch wieder nur eine Täuschung. Ich hätte ihn wirklich gern kennengelernt und gesehen, wie er wirklich ist. Böse oder nur auf den falschen Weg geraten? Ich kann seine Beweggründe, Scarlett und Tella zum Spiel einzuladen, noch immer nicht so gut nachvollziehen. Ich hätte das gerne aus seinem Mund gehört, aber wie mein Opa immer so schön sagt: Hätte, hätte, Fahrradkette!
SCARLETTS VATER UND DER GRAF Ach ja, immer dieses schlimme Schwarz- und Weiß-Moralgebilde in diesen Büchern! Scarletts grausamer Vater hat mich zeitweise wirklich aufgeregt. Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, was er getan hätte, wenn mal einer seiner Wachen die Hand gegen ihn erhoben hätte. (Wie konnte der Adel so lange regieren, ohne gestürzt zu werden? Nur wegen dem Geld, das sie den Bürgern gleich wieder aus den Taschen gezogen haben?) Naja, wie dem auch sei, fand ich dass er zu böse dahin gestellt war. Die Autorin hat versucht, eine Erklärung für seine Grausamkeit zu finden (weil seine Frau verschwunden ist), aber das war mir nicht plausibel genug. Wieder wäre es von Vorteil gewesen, das auch mal aus seiner Sicht zu sehen.
Und der Graf? Als ich seinen Namen gesehen habe, musste ich erstmal richtig lagen (Nickolas D'Arcy). Ernsthaft? Schon wieder ein Nickolas bei den Jugendbüchern und dann noch ein versteckter Mr. Darcy? Naja, ganz so toll wie Lizzys große Liebe war er allerdings nicht. Obwohl … ohne Scarletts Vater hätte er, glaube ich, ganz nett sein können.


AUFBAU
Riesiger negativer Punkt: Die Story wird nur aus Scarletts Sicht erzählt. Gerade bei diesem Plot hätte es sich so wunderbar angeboten, mehrere Figuren zu Wort kommen zu lassen. So wären manche Wendungen und sicher auch das Ende plausibler gewesen und die Handlungen der einzelnen Personen wären einfach nachvollziehbar gewesen.
Und dann diese Sache mit dem Papier! Ich hätte schwören können, dass das mehr als 400 Seiten waren, aber da haben die Leute bei Piper ganz schön beschissen. Ja, Papiervolumen ist schon was Schönes …

SPRACHE
Die Sprache war sehr besonders. Ich weiß nicht wirklich, ob ich sie nun gut oder schlecht fand, aber dadurch hat sich das Buch auf jeden Fall von vielen anderen abgehoben. Alles war sehr malerisch und poetisch. Farben haben eine große Rolle gespielt. Scarlett kann offensichtlich ihre Emotionen in Farben sehen, aber so ganz genau wird das nie aufgeklärt. Das hat mich ehrlich gesagt, die ganze Zeit etwas verwirrt und eine Erklärung wäre wirklich gut gewesen.
Die Übersetzung fand ich ziemlich gelungen. Man hat jetzt nicht wirklich große Ungereimtheiten gefunden oder Sätze, die sich seltsam angehört haben.


FAZIT
Ich glaube, der größte Pluspunkt dieses Buchs war einfach die Spannung, die man die meiste Zeit über empfunden hat. Der Vergleich mit dem Horrorfilm passt hier ziemlich gut. Das Buch an sich war jetzt nicht so der Burner, aber irgendetwas war dabei, durch das man nicht mehr aufhören konnte. Irgendwas hat einen doch gepackt und die ganze Zeit nicht mehr losgelassen.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass das Buch nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen hat. Ich hätte mir mehr gewünscht und man hätte so viel mehr aus dieser Idee machen können. Wirklich schade, aber vielleicht ist die Fortsetzung besser …
Von mir gibt es drei Sterne, einfach weil ich es nicht weglegen konnte und es jetzt auch wieder nicht sooo schlecht war.

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