Samstag, 4. Februar 2017

Namen finden (1) | Grundsätzliches | Wie schreibt man ein Buch?



Vorletzte Woche wurde ich auf YOUTUBE gefragt, wie ich das mit den Namen mache. Sprich: Woher ich sie bekomme, ob es ein bestimmtes Vergabesystem gibt und welche Rolle sie in dem Büchern spielen. 
Letzten Monat haben wir uns sehr mit Organisation beschäftigt (siehe beispielsweise HIER), weswegen ich den Februar gerne hernehmen möchte, um etwas mehr auf das Thema Namen einzugehen.
Der heutige Blogpost wird noch sehr allgemein gehalten werden und dient als kleine Einleitung, um euch einen kurzen Überblick über dieses (meiner Meinung nach) sehr wichtige Thema zu geben.

Wie findet ihr Namen für eure Charaktere? Habt ihr eine eigene Systematik dafür oder macht ihr das vollkommen durcheinander?
Schreibt's mir in die Kommentare oder PER TWEET AN @KATESSTARK!



DIE BEDEUTUNG VON NAMEN
Von Figuren ohne Namen zu lesen oder zu schreiben, kann auf die Dauer sicher sehr verwirrend sein. Jede Person, jeder Ort oder jeder Gegenstand hat im Prinzip einen Namen, auch wenn das nicht immer Hans oder Frankfurt oder Brot ist. Vielleicht ist Hans in deiner Geschichte nur der Typ mit den blonden Haaren und der Nerdbrille. Vielleicht ist Frankfurt nur die Stadt der Banken, durch die irgendein Fluss fließt. Vielleicht ist Brot nur so ein komisches Ding, das die Menschen in Scheiben geschnitten essen. Aber irgendwie haben sie ja doch einen Namen. Die Stadt der Banken, der blonde Typ mit Nerdbrille, das Ding, das die Menschen in Scheiben geschnitten essen. Ohne ein solches Alias, ohne einen Namen, sei es nun Hans oder nicht, könnten Geschichten nicht funktionieren. Wenn ihr das nicht hättet, wie würdet ihr dann dem Leser klarmachen, wer nun was sagt?
Fazit: Namen sind wichtig, vor allem die Namennamen wie Hans, Frankfurt oder Brot. Manche Namen sind vielleicht nicht ganz so bedeutend wie andere, aber sie spielen eine ungemein große Rolle in Geschichten.



SPRECHENDE NAMEN
ERKLÄRUNG Das sind Namen, die eine Bedeutung haben und sich auf beispielsweise den Charakter beziehen. 
BEISPIEL 1 Bella aus Twilight ist einer dieser sprechenden Namen und kommt ursprünglich aus dem Italienischen mit der Bedeutung die Schöne. Bella denkt zwar nicht, dass sie hübsch ist, aber erhlich gesagt, glauben wir ihr das nicht, oder? Wenn sie sogar den alten Knacker Edward rum bekommt …
BEISPIEL 2 Ein weiteres Beispiel dafür wären die Starks aus George R.R. Martins Buchreihe Ein Lied von Eis und Feuer. Ich muss euch nicht erklären, was dieses Wort bedeutet, das kennt ihr ja alle. 
Das lässt sich natürlich auch auf Städte anwenden. 
VORKOMMEN Sprechende Namen kommen in der Literatur sehr häufig vor. Manchmal fällt es stark auf, wie die oben genannten Beispiele, manchmal wissen es die Leser nicht wirklich, was vor allem bei ungewöhnlichen Namen der Fall ist. 
NUTZUNG Sprechende Namen nutzt man vor allem dann, wenn man bereits kleine Hinweise auf die Figur oder deren Position in der Welt geben möchte. Oder um eine heraussragende Charaktereigenschaft zu beschreiben oder um einen kleinen Hinweis auf das Schicksal des Charakters zu geben. Es gibt noch viele weitere Gründe, einen sprechenden Namen einzusetzen, aber das sind die gängigsten. Ich bin mir sicher, dass ihr selbst schon den einen oder anderen verwendet habt.



SINNLOSE AKZENTE VS SYSTEM
KLISCHEE Wer kennt sie nicht, diese seltsamen Wortkonstrukte, die sich leider allzu häufig in der Fantasy finden. Tausende Akzente, Apostrophe und Sonderzeichen. Da stellen sich mir immer gleich die Nackenhaare auf, weil meistens kein System hinter der Benennung steckt. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte der Autor einfach wahllos auf der Tatsatur herumgedrückt, so konfus sind die Namen. Und leider meist auch unaussprechlich. Ich bin nicht komplett gegen Apostrophe und Akzente, aber man muss es auch nicht übertreiben.
SYSTEM Wenn ihr schon unbedingt solche exotischen Namen braucht, überlegt euch am besten ein System, damit die Namen etwas ähnlich aussehen und nicht ganz so übertrieben nach Buchstabenkotze aussehen. Entweder ihr baut die Namen in eure eigene Sprache ein, sofern ihr denn schon eine entwickelt habt (Blogposts/Videos dazu folgen bald) oder ihr überlegt euch verschiedene Laute, Wendungen und Silben, die sich immer mal wieder in euren Namen wiederholen, um wenigstens etwas Ähnlichkeit zu generieren. Dazu könnt ihr euch beispielsweise eine Tabelle erstellen und dann beliebig Laute, Silben und Buchstabenkombinationen zusammenstellen.
FREI Natürlich bleibt euch die Auswahl des Namens am Ende selbst überlassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Leser über diese klischeehaften Namen stolpern und am Ende nicht so recht wissen, wie denn jetzt dieser Charakter, Ort, etc. heißt (von der Schreibweise mal ganz abgesehen). Viele mögen solche Namen aber auch, weil sie ein bisschen an Tolkien und die früheren Fantasy-Autoren erinnern. Und hey, wenn es der Großteil anderer Autoren machen, kann es ja nicht soo falsch sein, oder?



EIGENE SPRACHE VS BUCHSTABENKOTZE
Das knüpft sehr stark an den oberen Punkt an und geht schon sehr ins Detail, aber ich wollte euch einfach gleich zu Beginn einen Überblick über eure Möglichkeiten geben.
EIGENE SPRACHEN sind toll, machen aber auch wirklich viel Arbeit. Glaubt mir, ich spreche da aus Erfahrung. Wie genau das funktioniert, werde ich in einem anderen Blogpost erklären, aber Namen in die eigene Sprache einzubetten verdichtet das Worldbuilding ziemlich stark und macht die Welt dadurch nur noch greifbarer und realer für euren Leser. So lernen eure Leser spielend Worte aus eurer Sprache und sind nicht ganz so gefrustet, weil die Systematik klaren Regeln folgt und es keine Buchstabenkotze gibt, aus denen sie kaum schlau werden.
BUCHSTABENKOTZE ist immer ein sehr heikles Thema. Vor allem bei Namen. Es sieht nach ziemlich schlampigen Worldbuilding aus, wenn einer eurer Charaktere Hans heißt und in einer Stadt namens Júliv'kòlynjákínkaaa heißt, wo es vor schrägen Namen á la Buchstabenkotze nur so wimmelt. Und dann taucht da auch noch eine Claire oder eine Jane auf und der Leser wundert sich ernsthaft, ob der Autor sich überhaupt Gedanken gemacht hat. Klar sind manche Namen wunderschön, die Welt ist voller schöner Namen, aber sie passen nicht alle zusammen. Es sei denn Hans ist ein deutscher Gestrandeter in dieser Buchstabenkotzenwelt und trifft dort auf die französische Weltenwanderin Claire und die Engländerin Jane, die durch ihren Kleiderschrank ebenfalls in Júliv'kòlynjákínkaaa gelandet ist.
AUTHENTIZITÄT ist das Zauberwort beim Schreiben von Fantasy. Es passt einfach nicht einen Hans in Júliv'kòlynjákínkaaa  zu treffen, oder? Es ist nicht authentisch, es sei denn, ihr passt die Namen so an, dass sie ähnlich klingen. Bleiben wir mal beim Beispiel Ein Lied von Eis und Feuer. Die meisten Namen klingen englisch. Nicht nur die der Charaktere, sondern auch die von Orten (Essos mal ausgenommen). Da gibt es Caitlyn aus dem Hause Tully, deren Wohnsitz Riverrun ist (deutsch: Riverrund) oder Jon Snow, ein Bastard aus dem kalten Norden, der nun der Night's Watch angehört. 
[Anmerkung: Ich musste hier die originalen Namen verwenden, damit man das richtig erkennt, aber meiner Meinung nach ist es nicht so toll, Namen der Originalsprache in die Übersetzungssprache zu übertragen. Da geht einfach das Feeling verloren.]



INSPIRATIONSQUELLEN
ANDERE SPRACHEN sind wunderbare Quellen für neue Namen oder auch nur Laute und Silben. Manchmal nehme ich mir irgendein deutsches Wort und packe es in den Google Translator, auch wenn dessen Qualität zu wünschen übrig lässt, findet man dort oft Anregungen für neue Namen.
BABYNAMENSSEITEN gibt es im Internet mittlerweile wie Sand am Meer. Manche kann man sogar nach Land filtern und so wunderschöne Namen entdecken, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Und einen geheimen sprechenden Namen kann man sich auch aussuchen, weil häufig auch eine kurze Erklärung zum Ursprung des Namens dabei steht.
NAMENSGENERATOREN sind auch recht zahlreich im Internet zu finden. Einer der wohl umfassendsten ist dieser HIER, der zu fast jedem Thema einen eigenen Generator hat. Das ist, finde ich aber mit Vorsicht zu genießen, da die Namen auch keiner speziellen Systematik folgen und oft leider auch etwas wie Buchstabenkotze aussehen. Hier besteht die Kunst darin, den Namen so zu verändern, dass er zu eurer Geschichte passt, aber Inspiration findet man dort wirklich unglaublich viel.
ZUFALL kann auch interessante Namen zustande bringen. Einersteits können euch Namen zufällig anspringen, wenn ihr draußen unterwegs seid, und andererseits könnt ihr Buchstaben-, Laut- und Silbenkombinationen auf Zettelchen schreiben, sie vermischen und dann ein paar herausziehen, um sie so zusammenzulegen, dass sie sich gut anhören.

WEITERFÜHRENDE LINKS
WEITERE SCHREIBTIPPS 
[Eine Sammlung aller bisherigen Schreibtipps, sortiert nach Themengebieten, damit ihr das findet, was ihr gesucht habt.]
VIDEO | GRUNSÄTZLICHES | NAMEN FINDEN (1)
[Alle Tipps und Ratschläge dieses Blogposts zusammengefasst in einem Video.]


1 Kommentar:

  1. Haha! Buchstabenkotze ist so treffend ;-) danke für diesen ausführlichen Artikel zu dem gar nicht so trivialen Thema. Ich nutze gerne den englischen www.Thesaurus.com und einige von den Tools von www.namerobot.de (Reime, Anagramm, Vornamen nach Bedeutungs usw.). Ansonsten mag ich auch mal wild in exotischen Sprachen rumwühlen.

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