Sonntag, 4. Oktober 2015

Nur ein einziges Wort von dir... [Teil 11] Tom


Hallo ihr Lieben!
Gleich haben wir es geschafft! Das hier ist das letzte Kapitel. Dann fehlt nur noch der Epilog und wir sind durch :)
Das heißt aber nicht, dass ihr zukünftig keine Sonntagabendlektüre mehr haben werdet. Ich habe da noch was in der Hinterhand, das euch aus einigen SCHREIBTAGEBÜCHERN bekannt vorkommen dürfte ;) 
Jills Leben ist überschattet von Angst und Einsamkeit. Seit dem Verschwinden ihrer Eltern verfolgt sie eine dunkle Alptraumgestalt, die ihr verbietet über die damaligen Ereignisse zu sprechen. Ihr einziger Vertrauter ist eine alte Weide, der sie in Briefen ihre dunkelsten Geheimnisse verrät. Dies ändert sich allerdings, als Tom, ihr Mitschüler, in ihr Leben tritt. Etwas an Jill fasziniert ihn so sehr, dass er nicht locker lässt, bis er schließlich erfährt, was in jener schicksalshaften Nacht vor so vielen Jahren passiert ist. Und auch Jill fühlt sich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich sicher in seiner Gegenwart, doch der Schattenmann aus ihrer Vergangenheit kennt keine Gnade.






Der Parkplatz lag verlassen da, als wir ankamen. Mir war irgendwie mulmig zumute bei dem Gedanken, allein mit Jill und einer Kommissarin durch den Wald zu tappen und auf Leichensuche zu gehen, doch ich wollte Jill nicht im Stich lassen. Bobbys spitze Zähne und Mahonis Dienstwaffe beruhigten mich jedoch etwas. Außerdem war der böse Mann ja nur in Jills Gedanken und nicht real. Das hoffte ich zumindest. Ansonsten könnte es sein, dass zumindest einer von uns, verletzt werden würde. Daran jedoch wollte ich überhaupt nicht denken. Also vertrieb ich mir die Zeit während unserer Wanderung, indem ich die Bäume um uns herum anstarrte. Irgendwann begann ich sogar zu zählen, wie viele es waren. Jill hielt ich dabei die ganze Zeit fest im Arm. Sie zitterte, doch das würde ich an ihrer Stelle vermutlich auch. Ich wollte gar nicht so recht wissen, was in ihrem Kopf vor sich ging.
Ob sie den bösen Mann schon sah?
Wahrscheinlich eher weniger, aber sicher war ich mir da auch nicht so. Ich hieß ja schließlich nicht Edward Cullen und konnte in die Köpfe anderer Menschen schauen. Um ehrlich zu sein, ich war sogar froh darüber, dass ich es nicht konnte.
Als die Lichtung in Sicht kam, begann mein Herz schneller zu schlagen. Jill verkrampfte sich neben mir und krallte ihre Finger in meine Hand. Ich ließ es geschehen. Es war nicht auszudenken, wie sie sich gerade fühle musste.
Mahoni bedeutete uns stehen zu bleiben und betrat mit Bobby an der Leine die kleine Wiese. Überall war das Gras vertrocknet, teilweise lag eine dichte Schicht Blätter darüber. Ein Sturm musste hier gewütet haben. Äste, sogar ganze Bäume lagen umgekippt kreuz und quer. Um Jill den Anblick zu ersparen drückte ich sie fest an mich. Sie schluchzte heftig und ich wurde irgendwie das Gefühl nicht los, dass uns der böse Mann beobachtete.
„Ist er hier?“
Ich spürte, wie sie nickte und erstarrte. Unweigerlich nahm ich so noch etwas fester in die Arme und strich ihr behutsam über den Kopf.
„Er wird dir nichts tun. Ich bin bei dir.“
Sie schüttelte den Kopf und zuckte zusammen, als Bobby plötzlich laut zu bellen begann. Ich sah nicht hin und zwang Jill regelrecht dazu, sich nicht umzudrehen.
Als kurz darauf Mahoni mit dem Spürhund, der kaum noch zu bremsen war, zurückkam, konnte man sehen, wie betroffen sie war.
„Scheint die richtige Stelle zu sein. Ich ruf mein Team an. Halte du sie weiter fest, Tom. Ein Streifenwagen kann euch dann nachhause fahren.“
Ich nickte entschlossen, obwohl meine Knie zu zittern begannen. Kein Wunder, ich stand keine zwanzig Meter von zwei Leichen entfernt. Noch nie in meinem Leben hatte ich einen toten Menschen gesehen. Ich wollte einfach nur noch weg. Jill schien es genauso zu gehen.

Leider dauerte es noch eine ganze Weile, ehe die ersten Polizisten eintrafen, um das Gebiet abzusperren. Jill und ich standen noch immer auf dem Weg vor der Lichtung und konnten uns nicht bewegen. Mahoni kam, nachdem sie ihr Team eingewiesen hatte, nochmal zu uns.
„Jill, ich bin stolz auf dich. Deine Tante wartet schon auf der Wache. Jack, einer meiner Kollegen, wird euch jetzt dorthin bringen, in Ordnung?“
Ich nickte stumm, unfähig noch etwas zu sagen. Nie hätte ich gedacht, dass ich einen Mordfall aufdecken würde, indem ich Jill half.
„Ja, in Ordnung, Mahoni“, sagte Jill plötzlich.
Erschrocken drehten wir beide uns zu ihr um. Sie versuchte zu lächeln, doch noch immer liefen ihr die Tränen wie Sturzbäche an den Wangen hinunter. Das war der erste Satz, den ich je von ihr gehört hatte. Ihre Stimme klang so zittrig, was vermutlich durch ihre Gefühle verursacht wurde.
„Oh mein Gott! Sie spricht wieder! Jill, was ist mit dir los?“
Verwundert wanderte mein Blick zur Kommissarin. Hatte sie Jill noch nie sprechen hören?
„Ja.“ Es war ein leises Flüstern, doch besser als das ewige Schweigen. Ich hatte die ganze Zeit über geglaubt, sie würde nicht mit mir sprechen, weil sie mich nicht mochte. Aber da hatte ich mich offensichtlich getäuscht. Nun lächelte Jill. Zaghaft zwar, doch es war vorhanden. Dann hatte der ganze Alptraum doch noch so etwas wie ein Happyend.

Jack, ein noch sehr junger Polizist, brachte uns zum Parkplatz zurück. Noch immer klammerte sich Jill an mich wie ein kleines Kind. Der böse Mann war wahrscheinlich noch in der Nähe. Doch sie zitterte nicht mehr allzu heftig. Ich hoffte für sie, dass es bald aufhören würde. So etwas Schlimmes konnte kein Mensch, sei er auch noch so stark, durchstehen. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich diesen Mann gepackt und mitsamt dem Messer, vor dem Jill laut ihren Briefen noch mehr Angst hatte, in den Gebirgsbach geschmissen, über den wir gerade fuhren.







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