Was man über Beta-Leser wissen sollte

Hallo ihr Lieben!
Neulich habe ich dieses Thema bereits in meinem CAMP NANOWRIMO IM JULI FAZIT angesprochen und wollte gleich mal ein bisschen darüber schreiben.

Es handelt sich also um einen mehr oder weniger kleinen Schreibtipp, der mir wirklich sehr weitergeholfen hat. Und euch vielleicht auch…

Woher kam die Idee?

Beta-Leser kannte ich natürlich schon eine ganze Weile. Auf Fanfiktion.de einem Portal, auf dem ich öfters mal unterwegs bin, gibt es ja eine ganze BETALESERBÖRSE. Mit meinem ersten Beta-Leser habe ich allerdings sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Für die ersten paar Kapitel lief es gut, aber dann kam auf einmal überhaupt nichts mehr zurück. Deswegen habe ich mich jetzt schon ein paar Jahre lang gescheut, überhaupt nochmal einen zu engagieren.

Die liebe Jenna Moreci, deren Youtube Videos ich wirklich sehr liebe und euch allen weiterempfehlen kann, hat schon mehrmals über die Notwendigkeit von Beta-Lesern gesprochen und sie hat wirklich recht.

Warum braucht man einen Beta-Leser?

Da gibt es unglaublich viele Gründe. Ich werde versuchen, mal die wichtigsten anzuschneiden und mich dabei auch noch kurzzufassen :)

Vier Augen sehen mehr als zwei…

…meistens zumindest. Ein Beta-Leser hat eine frische Sicht auf die Geschichte und entdeckt Rechtschreib- und Grammatikfehler schneller und besser als du, lieber Schreiberling, schließlich kennst du dein Werk in und auswendig und weißt, wie alles heißen soll. Da kann es schon mal vorkommen, dass du etwas Falsches übersiehst.

Logikchecker

Wir Autoren wissen, wie unsere Welt, unsere Magie und unsere Charaktere funktionieren. Die Frage ist bloß: Können wir das auch dem Leser verständlich machen? Manchmal gelingt uns das ziemlich gut, manchmal sitzen die Leser da und gucken verwirrt auf die Seiten, weil sie absolut nichts verstehen. Deswegen ist es gut, wenn wir hier jemanden haben, der uns sagt, wo etwas unverständlich oder komisch ist, sodass wir möglichst viele verwirrt dreinguckende Leser vermeiden.

Wie hieß er noch gleich?Mir ist das schon öfters in anderen Büchern aufgefallen. Manche Autoren kommen selbst mit den Namen ihrer Charaktere beim Schreiben etwas durcheinander und merken es gar nicht. Neulich ist mir aufgefallen, dass mir das auch passiert ist… Was für ein Glück, dass auch hier die Beta-Leser Abhilfe schaffen können!

Außerdem kann es bei besonders langen Wälzern, mit besonders vielen Charakteren vorkommen, dass sich die Leser nicht alle Namen und Positionen dieser Figuren merken können. Ein Beta-Leser könnte euch dann sagen, ob ein Glossar vielleicht doch ganz hilfreich ist oder ob man es lieber lassen sollte. (Man spart entweder verwirrte Leser oder eine ganze Menge Zeit!)

Huch, was passiert denn jetzt? Oh, schon vorbei…

Ja, auch das werden manche von euch vom Lesen kennen. Es passiert etwas ganz Interessantes, aber bevor ihr überhaupt versteht, was los ist, ist es schon wieder vorbei. Die "Hä? Was soll denn das jetzt gewesen sein?"-Reaktion könnt ihr euch auch sparen, wenn ihr euch ein oder mehrere Betas engagiert, die euch darauf hinweisen.

Ich schlaf gleich ein… Schnarch…

Mein (vorerst) letzter Grund, sonst schlaft ihr mir vielleicht ein. Wir Autoren lieben unsere Geschichte und sind total von ihr überzeugt (meistens jedenfalls, an manchen Tagen wollen wir sie auch verbrennen und wünschen uns, sie nie geschrieben zu haben). Naja, jedenfalls würde uns nie im Traum einfallen, dass eine Stelle, sei sie auch noch so kurz, total langweilig sein könnte. Sogar so langweilig, dass der Leser entweder einschläft (und hoffentlich später weiterliest?) oder das Buch ganz weglegt und sich denkt "So 'n Kack! Geht ja gar nichts vorwärts da drin!". Beides wollen wir aber um jeden Preis vermeiden, doch wie finden wir langweilige Stellen, wenn wir doch alles für super toll halten? Ja? Mit der Hilfe unserer Beta-Leser! Solltet ihr tatsächlich an einen geraten sein, der ruhig auch mal kritisch mit dem Text umgeht (Herzlichen Glückwunsch!), dann wird der euch laut und deutlich sagen, wo er (beinahe) eingeschlafen wäre.

Was macht einen guten Beta-Leser aus?

Nun, das kommt ganz auf euch und eure Schwachstellen an. Gut wäre natürlich, wenn er lesen kann und der deutschen Sprache mächtig ist. (Wer hätte das gedacht?) Aber es gibt natürlich noch einige andere Dinge, auf die ihr bei der Wahl eines oder mehrerer Betas achten solltet.

Alter:

Ja, das spielt eine Rolle. Ich weiß, es gibt Leute, die für ihr Alter reifer sind als andere, aber manche Dinge können jüngere Leute einfach nicht so gut verstehen. Außerdem glauben viele, sei seine reifer, aber wenn ich mir dann teilweise die Kommentare zu manchen Abschnitten meiner Geschichte anschaue, stelle ich schnell fest, dass sie im Grunde doch nicht viel anders sind, als andere junge Leute in ihrer Altersklasse. (Anmerkung: Das war nur ein Beispiel und bedeutet nicht, dass das explizit auf meine Beta-Leser zutrifft, falls das einer von euch liest: Ihr seid die Besten!)

Sprache in Mails

Wenn ihr eure ersten Beta-Leser Anfragen bekommt, solltet ihr unbedingt auf die Sprache in den Mails achten. Verwenden sie Kraftausdrücke? Stimmt die Punktion (Kommasetzung) einigermaßen. Sind auffällige Rechtschreibfehler drin? Ja? Dann sagt ihnen lieber ab. So vermeidet ihr, dass ihr unverbesserte Kapitel zurückbekommt und diese Betas sagen, alles wäre fehlerfrei, denn es ist meistens irgendein kleiner Fehler drin. Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, schickt ihnen am Anfang ein Kapitel, in das ihr selbst Fehler eingebaut habt und schaut, ob sie diese finden.

Zu viel Lob ist auch nicht gut

Solltet ihr ähnlich wie ich, öfter mal auf Fanfiktion oder Wattpad unterwegs sein, werdet ihr Kommentare kennen, die in etwa wie folgender lauten. "OMG! Voll geile Story ey! Mach schnell weiter!" Ja, super… Am schlimmsten sind diese Art von Kommentaren, wenn die "Story" ganz und gar nicht gut ist. Deswegen: Sucht euch Beta-Leser, die auch mal Kritik üben! Ihr wollt euch doch verbessern, oder? Eure Geschichte hat das verdient, nicht wahr?

(Anmerkung: Solltet ihr beide Fragen mit "Nein!" beantworten, dann ist dieser Post nichts für euch.) Ich weiß, es tut weh, wenn der Text, den ihr so liebevoll großgezogen habt, so niedergemacht wird, aber am Ende hilft euch das nur weiter. Es sei denn…

Zu kritische Kritiker und Hater

Auch das soll es geben. Achtet unbedingt bei eurer Wahl darauf, einen nicht zu kritischen Kritiker zu erwischen. Wenn jemand euch nur die ganzen negativen Seiten aufzeigt und auch noch darauf herumreitet und sagt eure Geschichte sei ein "Riesen Haufen Schei**!", dann solltet ihr euch besser von ihm oder ihr trennen. Kritik ist gut für euch, aber wenn ihr an einen Hater geratet, kann das ganz schnell ins Negative hinauslaufen. Habt ihr schon mal was von "Verschlimmbessern" gehört? Vermutlich würde euch das passieren, wenn ihr diesem zu kritischen Kritiker Glauben schenkt. Und das darf auf keinen Fall passieren! Eure Geschichte ist gut, aber mit einem anständigen Beta wird sie strahlen wie der hellste Stern am Himmel (oder so ähnlich…)

(Anmerkung: Das war allgemein gesprochen! Ich kann nicht sagen, ob eine Geschichte gut ist oder nicht, wenn ich sie nicht gelesen habe. Aber: Es ist doch schon mal unglaublich und wunderbar, dass ihr es überhaupt geschafft habt, einen Gedanken von eurem Kopf auf ein Blatt Papier zu übertragen. Glückwunsch zu dieser schrecklich anstrengenden Anstrengung!)

Mein Auswahlverfahren:

Mit Grammatik und Rechtschreibung habe ich eigentlich kaum ein Problem, deswegen müssen meine Betas auch nicht zwingend darauf achten. Sollten sie beim Lesen doch etwas finden, dann ist das natürlich super. Der Fokus meiner Betas liegt auf der Logik meiner Geschichte. Ob alles stimmig ist, die Charaktere sich wie halbwegs plausible Menschen verhalten, die Beschreibungen nicht zu viel sind und ob alles verständlich ist. Das habe ich meinen Betas zu Beginn ihres Diensts gesagt und bisher klappt das auch ganz gut.

Euer Auswahlverfahren:

Wie schon gesagt, liegt es an euch, worauf eure Betas sich am meisten konzentrieren sollen. Wenn ihr neu sei, was das Schreiben angeht, dann lasst erstmal jemanden drüberschauen, der gut in Grammatik ist und Rechtschreibfehler leicht findet. Später könnt ihr euch dann den feineren Gebieten wie der Logik zuwenden.

Wo findet man Beta-Leser?

Meine habe ich über die BETALESERBÖRSE auf Fanfiktion gefunden, aber ihr könnt beispielsweise auch auf Social Media Seiten etwas Posten und fragen, wer Lust dazu hätte, eure Geschichte zu lesen.

Anmerkung: Natürlich könnt ihr auch eure Freunde oder Familienmitglieder fragen. Das kommt für mich allerdings nicht infrage. Ein paarmal habe ich Freunden Auszüge aus meinen Geschichten geschickt und nie wieder etwas von ihnen gehört. Meine Mutter lehnt es strikt ab, etwas von mir zu lesen, selbst nachdem es veröffentlicht wurde, weil sie mich kennt und in Gegenwart von Leuten, die ich schon ewig um mich habe, reagiere ich ganz anders (und viel heftiger) auf Kritik. Außerdem kann es sein, dass Familie und Freunde euch schützen wollen und deswegen kaum Kritik an euch üben, obwohl der Text es dringend nötig hätte, oder ihnen fehlt einfach der Bezug zum Genre und generell zum Schreiben, weswegen sie euch nicht so gut weiterhelfen können, wie Leute, die ebenfalls schreiben oder sich als Betas auskennen. 

Ich persönlich hätte sogar ein Problem damit, meine Bücher Leuten zu zeigen, die mich kennen. Mir wäre das irgendwie peinlich, auch wenn das total bescheuert ist. (Anmerkung: Gut, eine meiner Freundinnen ist zwar Beta-Leserin, aber nur weil sie bei ihrer Arbeit kein Blatt vor den Mund nimmt und furchtbar ehrlich ist. Und sie schreibt selbst viel und gut, also passt das schon wieder.)

Wie läuft ein Beta-Leser-Prozess ab?

Ich stecke ja noch mehr oder weniger am Anfang, aber die gute JENNA weiß Rat. 

Für mich ist die Logik und all das drum herum ziemlich wichtig, weswegen ich meinen Lesern zusätzliche Fragen stelle. Zum Beispiel:
Welche Reaktionen und Meinungen hast du zum letzten Kapitel?
Wie hat dir Charakter XY gefallen?
Hast du die Anwendung des Zaubers verstanden oder sollte dieser noch näher beschrieben werden?
Was hat dir überhaupt nicht gefallen?
Was hat dir gut gefallen?
Was war dein Lieblingssatz in diesem Kapitel?
Auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 10 (sehr gut): Wie gerne willst du weiterlesen?
Hast du irgendwelche Vorhersagen, was die weitere Handlung oder die Rolle von Charakter XY angeht?
Was möchtest du noch sagen? 

Diese Antworten können euch das Leben retten, solltet ihr irgendwann vorhaben, eure Geschichte zu veröffentlichen. So weiß ich beispielsweise, dass die Reaktionen auf meinen Prolog gemischt sind. Die einen halten ihn für zu nichtssagend und nüchtern, die anderen mögen gerade das daran. Vielleicht lasse ich ihn weg, vielleicht behalte oder überarbeite ich ihn nochmal. Das wichtigste daran: Ohne meine Betas, wüsste ich gar nicht, dass der Prolog so kontrovers zu sein scheint. 

Wichtig finde ich auch, immer nur ein Kapitel nach dem anderen zu verschicken. Zum einen habt ihr es so leichter, alle Dateien zu ordnen und die Antworten den jeweiligen Kapiteln zuzuordnen, zum anderen werden sich auch eure Betas nicht erschlagen fühlen. Was aber noch besser ist: Solltet ihr merken, dass ihr mit eurem Beta doch nicht zurechtkommt, könnt ihr es einfach sagen und keine weiteren Kapitel mehr verschicken. Habt ihr einen nicht ganz so guten erwischt, kann eine solch drastische Entscheidung noch Konsequenzen haben. Deswegen fühle ich mich wesentlich sicherer, wenn mein Beta immer nur ein Kapitel auf einmal bekommt. (Wer weiß, was er sonst mit dem ganzen Manuskript anstellt?)

Ich halte es auch für sinnvoll, sich mehrere Betas zu suchen, da die Meinungen zu eurer Geschichte durchaus unterschiedlich ausfallen können (wie bei besagtem Prolog). Sich Betas zu suchen, die vielleicht nicht in der Zielgruppe liegen, kann auch spannend sein. So könnt ihr sehen, wie euer Werk bei Leuten ankommt, die ihr während des Schreibens nicht im Sinn hattet.

So, bevor dieser Post hier noch länger wird, breche ich an dieser Stelle mal ab. Ich hätte noch einiges mehr über Beta-Leser zu sagen und werde sicher noch mehr an Wissen dazugewinnen während meines kleinen Beta-Prozesses, aber das wäre jetzt einfach zu viel auf einmal.

Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen weiterhelfen und freue mich auf eure Kommentare und eventuelle Fragen.

Eure Kate